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Bäume in Darmstadt

5) Grundlegendes zu den Nadelgehölzen

Über Nadeln und Zapfen

Wo bei den Bedecktsamern (Angiospermae) die Samenanlagen in einem Fruchtknoten eingeschlossen sind, liegen diese bei den Nacktsamern (Gymnospermae) auf den sog. Samenschuppen frei. Der Samenschuppen, bspw. an einem „Zapfen”, trägt zunächst die Samenanlagen und später den Samen. Zu den Nacktsamern gehören u.a. alle Nadelgehölze, bspw. die Kiefern, Tannen und Fichten. Ihnen ist gemein, dass sie keine Laubblätter sondern „Nadeln” besitzen. Aus diesem Grund wird von dem Nadelgehölze oder umgangssprachlich auch von den Nadelhölzern gesprochen. Der Ginkgo nimmt eine Sonderstellung ein: Er ist ebenfalls ein Nacktsamer, zählt aber als Laubbaum nicht zu den Nadelhölzern. Es ließe sich auch sagen: Alle Nadelhölzer sind Nacktsamer, aber nicht alle Nacktsamer sind Nadelhözer.
Die meisten Nadelhölzer bilden ihre Samen in sog. Zapfen aus; es wird daher auch von den Koniferen (lat. coniferae = zapfentragend) gesprochen. Es können die Koniferen auch als eine große Unterabteilung der Nacktsamer bezeichnet werden.
Viele Nadelhölzer behalten ihre Nadeln auch über den Winter und sind somit „immergrün”.

Auch Nadeln sind letztlich Blätter, die über die Photosynthese dem Baum die erforderlichen Nährstoffe liefern. Von wenigen Arten wie bspw. der Lärche (Larix spec.) abgesehen, sind die Nadelhölzer immergrün und verbleiben für mehrere Jahre am Baum. Das bedeutet vor allem, dass die Nadeln sehr gut mit Frost und Trockenheit zurechtkommen müssen. Hierfür sind sie u. a. mit einer schützenden Wachsschicht versehen. Auch besitzen die Nadeln die Fähigkeit, durch die Bildung von glykolartigen Substanzen den Gefrierpunkt des in den Nadeln enthaltenen Wassers herabzusetzen. Ihr Querschnitt kann sehr unterschiedlich ausfallen. So haben die Nadeln der Fichten überwiegend einen vierkantigen und fir Nadeln der Kiefern einen dreikantigen Querschnitt; Tannen, Lärchen und Eiben besitzen eher „abgeflachte” Nadeln, haben also gewissermaßen eine Ober- und Unterseite.

Nadeln
Nadeln: Kiefer (1), Tanne (2), Fichte (3), Lärche (4)

Die Nadelformen können sehr unterschiedlich ausfallen. Neben den über die Laubblätter bereits bekannten Beschreibungen sollen hier ein paar wenige Begriffe angeführt werden, die häufig im Bestimmungsteil zu den Nadelgehölzen anzutreffen sind.

Nadeln
Nadelfornen: nadelförmig (1), linealisch (2), pfriemlich (3), sichelförmig (4), schwertförmig (5), gekielt (6)
  1. nadelförmig:
    Die Nadeln sind schmal, überwiegend an allen Stellen gleich breit und im Allgemeinen hart und spitz
  2. linealisch:
    Die Nadelränder sind nahezu parallel und eignen sich sozusagen als ein kleines „Lineal”
  3. pfriemlich:
    Die Nadel ist starr und sehr schmal, unten am breitesten, langsam in eine Spitze überlaufend
  4. sichelförmig:
    Es ähnelt die Nadel in ihrer Krümmung einer Mondsichel
  5. schwertförmig:
    Die Nadel besitzt deutlich zwei Seiten, langsam nach oben spitz zulaufend
  6. gekielt:
    Ein- oder beidseitig besitzt die Nadel eine mittig verlaufende Ausstülpung, sie erinnert an den Kiel von einem Schiff

Je nach Gattung und Art sind die Nadeln unterschiedlich lang und am Trieb angeordnet. Sehr häufig kommt es aber vor, dass ein und derselbe Baum unterschiedliche Nadel-Anordnungen besitzt, sogar ein einzelner Zweig kann mehrere Anordnungsformen besitzen.

a) gescheitelte Anordnung
Die Nadeln liegen mehr oder weniger in einer Ebene am Trieb. Eine zweizeilige Anordnung ist eine Sonderform der gescheitelten Anordnung. Oftmals bilden die sich gegenüberliegenden Nadeln eine „V-Form”; in diesem Fall wird dann spezieller von einer „V-förmigen Anordnung” gesprochen.
Beispiele: Kanadische Hemlocktanne (Tsuga canadensis), junge Zweige des Küsten-Mammutbaums (Sequoia sempervirens), Riesen-Tanne (Abies grandis).

gescheitelte Nadelanordnung
Nadelanordnung gescheitelt: li. Kanadische Hemlocktanne, Mitte Küsten-Mammutbaum, re. Riesen-Tanne

b) schraubige Anordnung
Die Nadeln legen sich, annähernd dem Gewinde einer Schraube folgend, um den Trieb; in diesem Zusammenhang wird auch oft die Beschreibung „spiralig” verwendet.
Beispiel: Gewöhnliche Fichte (Picea abies), Douglasien (Pseudotsuga spec.).

schraubige Nadelanordnung
Nadelanordnung schraubig: li. Gewöhnliche Fichte, Mitte u. re. Küsten-Douglasien

c) rundliche Anordnung
Die Nadeln legen sich regel- oder unregelmäßig um den Trieb, ohne stets eindeutig schraubig angeordnet zu sein.
Beispiele: Borsten-Fichte (Picea asperata), Spanische Tanne (Abies pinsapo), Schlangen-Fichte 'Cranstonii' (Picea abies 'Cranstonii').

rundliche Nadelanordnung
Nadelanordnung rundlich: li. Borsten-Fichte, Mitte Spanische Tanne, re. Schlangen-Fichte 'Cranstonii'

d) büschelige Anordnung
Stets einem Kurrztrieb entspringende Büschel an (2 oder mehr) Nadeln. Die Büschel selbst können ihrerseits wieder bestimmte Anordnungsformen aufweisen. Eine büschelige Anordnung selbst wird als „rosettig” bezeichnet, wenn die Nadeln eines Büschels von innen nach außen länger werden.
Beispiele: Atlas-Zeder (Cedrus atlantica), Lärche (Larix spec.), Tempel-Kiefer (Pinus bungeana).

büschelige Nadelanordnung
Nadelanordnung büschelig: li. Atlas-Zeder (rosettig), Mitte Lärche, re. Tempel-Kiefer (büschelig mit je 3 Nadeln)

Zur Regulierung des Gashaushaltes (Abgabe Sauerstoff, Aufnahme Kohlendioxid) besitzen alle Blätter sog. Spaltöffnungen (lat. Stomata). Bei den Nadeln zeigen sich die Stomata als weiß-gräulich gefärbte Linien, oftmals als Spaltöffnungslinien bezeichnet. Werden mehrere parallel verlaufende Spaltöffnungslinien zusammengefasst bzw. sind diese mit bloßem Auge einzeln nicht erkennbar, wird auch von einem Spaltöffnungsband gesprochen. Die Spaltöffnungslinien können beidseitig oder nur einseitig einer Nadel auftreten. Bei vielen Nadelhölzern sind die Stomata mit bloßem Auge bzw. mit Hilfe einer einfachen Lupe erkennbar. Die Berücksichtigung der Ausgestaltung der Stomata, bspw. die Anzahl der Spaltöffnungslinien, stellt oftmals ein weiteres Kriterium zur Bestimmung eines Nadelgehölzes dar.

Stomata an Nadeln
Spaltöffnungslinien an der Nadel einer Tempel-Kiefer (li.), einer Gewöhnlichen Fichte (Mitte) und zwei Spaltöffnungsbänder unterseits der Nadeln einer Nordmann-Tanne.

Die Nadelhölzer besitzen die zur Verbreitung bestimmten Samen in den sog. Zapfen. Als Zapfen werden im weitesten Sinne aber auch die Blütenstände der überwiegend einhäusig und getrenntgeschlechtlichen Nadelhölzer bezeichnet. Während männliche Blüten bzw. Zapfen (= Pollenzapfen) nicht verholzen und nach der Pollenabgabe vom Baum fallen, ist dies bei den weiblichen Blüten/Zapfen (= Samenzapfen) anders. Nach deren „Verholzung” zeigt sich der uns bekannte (weibliche) Zapfen. Um die Achse eines Zapfen sind als jeweils eine Einheit stets Samenschuppen1) (= verholztes Fruchtblatt) und Deckschuppen (= verholztes Tragblatt) angeordnet. Während die Samenschuppen immer sichtbar sind, sozusagen „das Äußere” des Zapfens darstellen, ist der innenliegende Samen nur bei Spreizung der Samenschuppen nach außen sichtbar. Die Deckschuppen sind nicht immer sofort erkennbar, zuweilen auch verwachsen mit den Samenschuppen, sie können aber auch sehr deutlich beobachtbar sein – abhängig von der Art des Nadelgehölzes. Reife Zapfen können innerhalb eines Samenschuppen einen oder mehrere Samen beinhalten; oftmals sind die Samen geflügelt. Es verbreiten sich die Samen hauptsächlich über den Wind, die in aller Regel noch am Baum vom Zapfen freigegeben werden.
Die Zapfen der Tannen, Fichten und Lärchen gelangen innerhalb eines Jahres zur Reife. Bei bspw. den Kiefern liegen zwischen Blüte und Samenreife etwa zwei Jahre. Einige Zapfen sind mit Harz versehen, der die (noch nicht reifen) Samen schützt.
Von einem Zapfenschuppen, seltener Komplex-Schuppen, wird gesprochen, wenn Samen- und Deckschuppen als eine Einheit betrachtet werden.

Zapfen der Nadelhölzer
Zapfenschuppen eines geschlossenen Kieferzapfens (1), geschlossener Zapfen einer Fichte (2), einzelner Samenschuppen mit zwei Samen eines Fichtenzapfen (3), Zapfen einer Douglasie mit dreispitzigen Deckschuppen (4)

Bei Samenreife öfnen sich die Zapfenschuppen und entlassen die Samen. Einige Zapfen, vor allem die Kiefer-Zapfen, besitzen die Fähigkeit, sich mehrmals zu öffnen wenn es trocken ist und umgekehrt zu schließen, wenn es etwa nass ist bzw. regnet (= hygroskopische Bewegungen).
Die Stellung der geöffneten Zapfenschuppen kann ein Bestimmungsmerkmal darstellen; so können bei Reife die Zapfenschuppen stark zurückgeschlagen, weit oder nur gering geöffnet sein. Insbesondere können die Zapfenschuppen im unteren Bereich (= basale Zapfenschuppen) ein anderes Öffnungsverhalten aufweisen wie die übrigen Zapfenschuppen; hierbei wird u.a. der Winkel zur Zapfenspindel betrachtet (Bild A). Bei einigen Kiefern bspw. bleibt beim Zapfenabfall der Teil mit den basalen Zapfenschuppen am Baum zurück (Amerikanische Rot-Kiefer, Westliche Gelb-Kiefer). So kann es also bei bestimmten Kiefernarten einen merkmalsbestimmenden Unterschied machen, ob der natürlich zu Boden gefallene (Bild B) oder der vom Baum manuell entfernte Zapfen (Bild C) betrachtet wird.

Zapfen von Kiefern
Zapfen einer Tränen-Kiefer (A), Gelb-Kiefer: Zapfen vom Boden aufgesammelt (B) bzw. vom Baum manuell entfernt (C)


Kiefern, Tannen und Fichten

Die in unseren Breiten bekanntesten Gattungen der Nadelhölzer sind wie folgt:

Kiefern, Tannen und Fichten
Kiefern, Tannen und Fichten

Die Kiefer (Pinus)

Hervorstechendestes Merkmal der Kiefer: Lange Nadeln die paarweise oder bis zu fünft in Gruppen zusammenstehen. Die Nadeln wachsen aus einer „Nadelscheide” heraus; die den Nadelansatz schützende häutige Nadelscheide kann bei einer Nadelgruppe sehr lange verbleiben oder rasch abfallen. Es stellen die Nadeln, abgehend vom Langtrieb, selbst stets einen Kurztrieb dar.
Kiefernadeln sind durchschnittlich ca. 4 cm lang, können je nach Art aber auch 8 cm oder gar 20 cm erreichen; sie verbleiben immergrün über mehrere Jahre am Baum und können einzeln oder als ganze Gruppe abfallen.
Die eher stets kleinen Zapfen einer Kiefer können je nach Art unterschiedliche Positionen einnehmen und fallen überwiegend als Ganzes vom Baum. Es sind die Zapfenschuppen oftmals sehr dick; in ihrem oberen Bereich zeigen sie nach außen hin eine oftmals rhombische Verdickung, die als Schuppenschild bezeichnet wird. Auf dem Schuppenschild selbst, meistens mittig, befindet sich der Nabel, dieser kann im Fortsatz einen Dorn aufweisen. Suppenschilde können eine mehr oder weniger stark ausgebildete Querleiste besitzen; man spricht in diesdem Fall von einem „gekielten Schuppenschild”. Gestalt und Größe des Schuppenschildes sowie die Stellung des Dornes am Nabel (soweit vorhanden), also bspw. nach unten zurückgeschlagen bzw. gekrümmt, werden oftmals als artbestimmende Merkmale zusätzlich herangezogen.

Details an den Zapfen der Kiefern
Zapfen von Kiefern: Dorn, Nabel und Schuppenschild an den Zapfenschuppen

Die Kronen der Kiefern sind ausladend und nach oben oftmals abgeflacht mit einem mal mehr und mal weniger unregelmäßigen Astwerk. Kiefern kommen als kleine oder als sehr hohe Bäume vor und können bis etwa 600 Jahre alt werden.
Im unteren Stammbereich ist die Borke häufig grau oder graubraun mit Neigung zur Plattenbildung. Weiter oben ist die Rinde weniger grau, eher braun-rötlich und kann sich in kleinen Plättchen lösen; hier wird auch oft von der sog. „Spiegelrinde” gesprochen.

Kiefern: Details
Nadeln einer Gelb-Kiefer (1), Nadeln u. Zapfen einer Tempel-Kiefer (2), Borke der Wald-Kiefer (3), Borke der Schwarz-Kiefer (4)

Die Tanne (Abies)

Hervorstechendestes Merkmal der Tanne: Ihre Zapfen stehen aufrecht und zerfallen noch am Baum. Unter einer Tanne wird man also natürlicherweise niemals einen vollständigen Tannen-Zapfen entdecken.
Die Nadelenden sind in der Mehrzahl der Abies-Arten nicht stechend, also stumpf bis abgerundet und gelegentlich ausgerandet (siehe auch Spreitenende). Wird eine Nadel von dem Trieb entfernt, zeigt sich der Ansatz der Nadel zum Trieb „tellerförmig”, auch an einen Saugnapf erinnernd; die Blattnarbe ist also rundlich und mehr oder weniger eben. Letzteres bedeutet: Würde man alle Nadeln an einem Triebteilstück entfernen und mit den Fingern über das entsprechend kahle Triebteilstück gleiten, wäre dieses nahezu ohne Widerstände versehen, also glatt. Die Nadeln sind sowohl gescheitelt als auch schraubig angeordnet.
Tannen treten – von Ausnahmen abgesehen – als sehr hohe und einstämmige Bäume auf. Sie haben eine zunächst kegelförmige Krone, die im Alter „walzenförmig” ausfallen kann. Man denke sich in diesem Fall die Tanne um 90° in die Horizontale gekippt und es drängt sich der Vergleich zu einer Walze auf. Oftmals sind die Kronenspitzen bei älteren Bäumen abgeflacht. Die Äste entspringen dem Stamm überwiegend waagerecht. Wo die Seitenäste aber den Gipfeltrieb überragen, entsteht am Kronenende ein sog. „Storchennest”, was bei einigen älteren Tannenarten zu beobachten ist.
Die Borke älterer Tannen ist fein rissig, zeigt somit einen eher rauen Charakter. Überwiegend ist die Borke graufarben, gelegentlich in das Braunfarbene übergehend. Bei jüngeren Bäumen lassen sich an der dann noch glatten Borke eine Vielzahl an Bläschen mit Harz beobachten.

Tanne: Details
Schraubige Anordnung von Tannennadeln (1), Spitze der Nadel einer Nordmann-Tanne (2), tellerförmiger Nadelgrund (3), Astwerk einer Spanischen Tanne (4), Borke einer Nordmann-Tanne (5), Borke mit Harzbläschen einer jüngeren Edlen Tanne

Die Fichte (Picea)

Hervorstechendestes Merkmal der Fichte – im Gegensatz zur Tanne: Ihre Zapfen hängen nach unten und fallen in ihrer Gesamtheit vom Baum. Bei Reife entlassen die Zapfen, im Allgemeinen noch am Baum, ihre geflügelten Samen.
Fährt man mit der Hand über einen Trieb, gegenläufig zu seinem Ende, stellt sich ein ordentliches Piksen ein; mit anderen Worten: Die dem Augenschein nach rundlichen, im Querschnitt aber vierkantigen Nadeln der Fichten sind spitz. Oftmals sind die Nadeln, gleich einem Säbel, „säbelartig” gekrümmt. Wird eine Nadel locker vom Trieb gegen seine Spitze abgerissen, erhält man die holzigen Reste zum Trieb hin und insbesondere das verholzte Nadelkissen, auch Höcker genannt, dem die Nadel entspringt. Beim natürlichen Abfall einer Nadel verbleibt das Nadelkissen am Baum, weshalb die Triebe von Fichten sehr uneben sind, gleich einer groben Raspel. Um bei Unsicherheiten eine Tanne auszuschließen, ist die manuelle Nadelentfernung eine erste und gute Methode: Die Tannennadel hat einen „Teller” direkt an ihrem Grund, die Fichtennadel entspringt einem Nadelkissen und ist am Grund verholzt. Die Nadelanordnung ist bei Fichten überwiegend schraubig, gelegentlich an bestimten Zweigen auch gescheitelt.
Fichten treten einstämmig als sehr hohe Bäume auf, in unseren Breiten bis etwa 60 Meter Höhe. Versehen mit einem Senkwurzelsystem, also ein in die Fläche gehendes Wurzelwerk, leistet die alleinstehende Fichte bei einem Sturm nur ungenügend Widerstand mit Neigung zum Umfallen. Ihre Krone fällt kegel- oder walzenförmig aus. Wo die Äste überwiegend waagerecht abgehen, wird von einer „Plattenfichte” gesprochen; im anderen Fall, wo die Äste und Zweige eine eher abwärts hängende Neigung besitzen, wird der Begriff „Kammfichte” verwendet. Die Astspitzen sind aber in beiden Fällen überwiegend aufsteigend beobachtbar. Fast immer fällt der Kronengipfel (= Wipfel) spitz aus. Aus größerer Entfernung schon ermöglicht also die Betrachtung der längeren Astenden und der Wipfel eine Unterscheidung zwischen Tanne und Fichte.
Fichtenborken sind sehr schuppig, im unteren Bereich dick-grobschuppig, in der Mehrzahl rotbraun, gelegentlich aber auch gräulich.

Fichte: Details
Gewöhnliche Fichte (Picea abies): Nadeln am Trieb mit Nadelkissen (1) ,Nadelkissen einer manuell entfernten Nadel (2), Nadelspitze (3), schraubige Nadelanordnung (4), Astwerk, zum Ende hin aufgerichtet (5), Borke am Stamm unten (6), reife hängende Zapfen (7)

Die folgende Tabelle zeigt zusammenfassend die wesentlichen Merkmale bzw. Unterscheidungen hinsichtlich Kiefer, Tanne und Fichte:

Tabelle: Tanne, Fichte, Kiefer

Tannen, Fichten und Kiefern sind die klassischen Vertreter der Nadelgehölze in unseren Breiten. Auf ihren Fuß folgen aber sofort die Eibe, Lärche, Douglasie und der Wacholder.


Die Eibe (Taxus)

mag nur am allerersten Anfang mit einer Tanne verwechselt werden. Ihre deutlich zweiseitigen Nadeln sind überwiegend spitz, aber nicht stechend. Im Allgemeinen ist an den Nadeln der Eibe auf deren Oberseite eine ausgestaltete Mittelader zu beobachten – beide Merkmale sind bei der Tanne nicht gegeben. Unterseits sind mal mehr und mal weniger deutlich stets zwei Stomatabänder zu beobachten. An aufwärts gerichteten Zweigen ist die Nadelanordnung rundlich bis schraubig, waagerechte oder hängende Zweige besitzen überwiegend eine gescheitelte bis zweitzeilige Anordnung. Die Nadeln besitzen an ihrem Grund nicht den für die Tannen typischen „Teller” und sind an der Basis verschmälert, mit Übergang zu einem Stiel.
Einzigartig und auffällig bei der Eibe sind ihre Samen. Diese zeigen sich nicht in einer Zapfenform sondern „beerig”: Der eiförmige Samen in härterer Konsistenz ist umgeben von einem überwiegend roten Fruchtmantel. Seine Verbreitung findet über die Verdauung der Vögel statt. Der rotfarbene Samenmantel ist im Gegensatz zu allen anderen Bestandteilen der Eibe nicht giftig. Gleichwohl damit nicht die klassische Zapfenform gegeben ist, gehört auch die Eibe zu den Koniferen. Eiben treten zweihäusig auf; es gibt also (männliche) Eiben, die im Herbst keine Samen tragen.
Unter den Nadelgehölzen besitzt die Eibe wahrscheinlich den größten Spieltrieb: einstämmig und hoch oder mehrstämmig, gerne auch als ein großer Strauch. Als Baum kann die Eibe eine Höhe bis etwa 30 Meter erreichen. Ihre Borke ist oftmals rotbraun und in größeren Teilen auffällig stark dünnschuppig. Eiben können über 1000 Jahre alt werden.
In Europa ist nur eine Eibenart beheimatet: die Europäische Eibe (Taxus baccata). Die Europäische Eibe ist über viele Sorten kultiviert. Es können die Unterschiede im Habitus liegen (z. Bsp. Taxus baccata 'Fastigiata' = Säuleneibe), aber auch in der Länge oder Farbe der Nadeln bzw. deren Ausgestaltung am Nadelende. Vorsicht: Verwechslungen hinsichtlich der Europäischen Eibe können insbesondere auftreten mit der in Gärten sehr häufig anzutreffenden Hybrid-Eibe (Taxus x media).

Detailbilder der Europäischen Eibe
Europäische Eibe (Taxus baccata): mehrstämmig (1), Astwerk einer mehrstämmigen Eibe (2), Borken (3 u. 4), gescheitelte Nadelanordnung mit Samen im November (5), Nadelspitze (6), Nadelbasis (7), Taxus baccata 'Fastigiata' (8)


Die Lärche (Larix)

ist eine der ganz wenigen Nadelgehölze, die mit den Jahreszeiten geht: zum Winter hin wirft sie ihre Nadeln ab. Ein besonderes Schauspiel ist es, wenn sich ihre Nadeln im Herbst goldgelb verfärben. Die Ordnung ihres Nadelkleides ist schnell dingfest gemacht: an Kurztrieben treten die Nadeln büschelig auf, an Langtrieben einzeln schraubig. Der Begriff „Kurztrieb” ist hier wörtlich zu nehmen: Je ein Nadelbüschel entspringt (dem Ende) eines Kurztriebs und bleibt auch das einzige Büschel des entsprechenden Kurztriebs. Die satt-grünen, überwiegend schmalen Nadeln sind schwach abgeflacht, besitzen also zwei Seiten. Auf der Unterseite lassen sich, je nach Art mal mehr und mal weniger deutlich, zwei Spaltöffnungsbänder beobachten. Ihre Enden sind spitz, aber nicht stechend. Im Frühjahr zur Blütezeit leuchten die weiblichen Zapfen auffällig rot. Die kleinen kurz gestielten weiblichen Zapfen sitzen nahezu aufrecht am Baum, dadurch bildet der kleine dicke Stil oftmals, so die Zapfen dem Trieb seitlich entspringen, zum eigentlichen Zapfen hin einen Winkel bis 90 Grad. Es sind die Samenschuppen abgerundet, die Deckschuppen können herausragen. Die Reifezeit beträgt ein Jahr, wobei die Zapfen nach Samenentlassung noch lange am Baum verbleiben.
Die deutlich abstehenden Äste (= Winkel ± 90° zum Stamm) können waagerecht, hängend oder aufsteigend ausfallen. Die Krone neigt anfänglich zu einer kegelförmigen Gestalt, die im Alter eine Säulenform annehmen kann.
In unseren Breiten heimisch und am häufigsten anzutreffen ist die Europäische Lärche (Larix decidua); sie erreicht eine Höhe bis etwa 55 Meter und ein Alter bis zu 600 Jahre. In Parkanlagen wird zunehmend auch die Japanische Lärche (Larix kaempferi) angepflanzt, die im Gegensatz zur Europäischen Lärche vor allem mit einem grün-bläulichen Nadelfarbton auffällt.

Detailbilder der Lärche
Larix spec.: Nadeln an Kurztrieben, büschelig (1), Nadeln einzeln am Langtrieb (2), reifer Zapfen (3), Larix decidua: Borke (4)


Die Douglasie (Pseudotsuga)

ist ein majestätisch anmutender, wintergrüner Nadelbaum. Da die Douglasie hängende Zapfen besitzt, mag sie anfänglich mit einer Fichte verwechselt werden. Es gibt in unseren Breiten nur eine Douglasien-Art (Pseudotsuga menziesii), die sich in zwei Unterarten aufteilt: Pseudotsuga menziesii subsp. menziesii (Grüne Douglasie, Küsten-Douglasie) und Pseudotsuga menziesii subsp. glauca (Blaue Douglasie, Gebirgs-Douglasie) 2). In Forstwäldern tritt überwiegend die Grüne Douglasie auf. Beide Arten sind u.a. auf der Pazifikseite in den nördlichen USA beheimatet; die Grüne Douglasie küstennah, die Blaue Douglasie im Gebirge.
Ihre abgeflachten, kurz gestielten Nadeln sind überwiegend schraubig angeordnet, gelegentlich an einigen Zweigen auch zweizeilig. Der Nadelstiel (= Verschmälerung der Nadel an der Basis) geht stets schräg vom Trieb ab. Im Farbton der Nadeln fällt die Grüne Douglasie satt-grün, die Blaue Douglasie grün-bläulich aus. Auf der Nadelunterseite sind, mal mehr und mal weniger auffällig, zwei Spaltöffnungsbänder erkennbar. Die stumpfen oder nur andeutungsweise zugespitzen Nadeln sind nicht stechend, wie etwa bei einer Fichte. Ein Zerreiben der Nadel, insbesondere ihres am Trieb mit einer Öldrüse versehenen Polster, fördert einen an Orangen bzw. Zitronen erinnernden Duft zutage.
Die reifen Zapfen zeigen über die Samenschuppen weit herausragende dreispitzige Deckschuppen. Es fallen die in einem Jahr reifenden Zapfen als Ganzes vom Baum.
Die Kronenform ist kegelförmig, kann später aber auch gelegentlich säulenartig bzw. walzenförmig ausfallen, wobei die Äste stets nahezu waagerecht vom Stamm abgehen, scheinbar quirlig. Im Gegensatz zur Fichte ist die grau-schwarze, korkreiche Borke älterer Douglasien stark gefurcht.

Detailbilder der Küsten-Douglasie
Küsten-Douglasie: Habitus (1), Nadelwerk (2), Nadelunterseite (3), reifer Zapfen (4), Borke (5)


Der Wacholder (Juniperus)

ist in unseren deutschen Landen wild wachsend weit verbreitet, vor allem in der Schwäbischen Alb, den Heide-Gegenden und in den Gebirgsregionen. Darüber hinaus existiert er in vielen Sorten, angepflanzt sodann in Gärten und Parkanlagen. In den meisten Fällen kommt der Wacholder in Deutschland strauchartig vor, als Baum bis zu etwa 12 Meter Höhe. Der Wacholder kann schuppenförmige Blätter besitzen, nur Nadeln oder beide Varianten. Die vorbenannte wild wachsende Art stellt fast ausnahmslos den Gewöhnlichen Wacholder (Juniperus communis) dar; diese besitzt nur Nadeln, die stechend spitz ausfallen und im Allgemeinen als 3er-Wirtel auftreten. So wie die Eibe sich den klassischen Zapfen verweigert, tut dies der zweihäusig veranlagte Wacholder ihr gleich, wenngleich mit bis zu acht Samen je beerenartigen Zapfen (= „Wacholderbeere”). Die erbsengroßen Wacholderbeeren gelangen im zweiten oder dritten Jahr nach der Befruchtung zu ihrer Reife und besitzen sodann einen bläulich bereiften Farbton.

Gewöhnlicher Wacholder
Gewöhnlicher Wacholder (Juniperus communis)


Weitere Nadelgehölze

Zu dem Nadelgehölze gehören weitere Gattungen unter den Bäumen, die nicht die o.g. klassischen Nadeln tragen. Es liesse sich hier – ganz grob vereinfachend – von Bäumen mit tws. schuppenförmig angeordneten, sehr kleinen Blättern sprechen. Vertreter dieser Gattung sind z. B. die in unseren Breiten als Sorten zahlreich anzutreffenden „Lebensbäume”, zusammengefasst unter dem Gattungsname Thuja. In Gärten sind sehr häufig (in zahlreichen Sorten) der Abendländische Lebensbaum (Thuja occidentalis) und der Morgenländische Lebensbaum (Thuja orientalis = Platycladus orientalis) anzutreffen. Schließlich sei unter den Thujen noch der in Nord-Amerika beheimatete Riesen-Lebensbaum (Thuja plicata) genannt, ein Baum mit einer Höhe bis zu ca. 70 Meter, der bei uns in verschiedenen Kulturformen in Gärten und Parkanlagen Einzug gefunden hat.

Thujien
Thuja spec. mit Blattwerk (oben) und Thuja plicata mit Blattwerk (unten)

Von ganz jungen Thujien abgesehen, tragen die meisten Arten stets kleinere Schuppenblätter. Jüngere Triebe sind dabei vollständig von den Schuppenblättern umgeben.

Schuppenblätter tragen auch andere nacktsamige und Zapfen tragende Bäume bzw. Sträucher. Genannt seien hier bspw. die Zypressen der Gattung Cupressus und die Scheinzypressen der Gattung Chamaecyparis.

Schuppenblätter u. Zapfen
Blattwerk und Zapfen: Zypresse Cupressus spec. (li.), Lawsons-Scheinzypresse Chamaecyparis lawsonia (re.)

Im Gegensatz zu den Laubblättern sommergrüner Bäume lassen sich die Schuppenblätter von Thujien, Zypressen oder Scheinzypressen nicht immer sofort mit dem bloßen Auge beschreiben. Im Allgemeinen ist hierfür eine Vergrößerungshilfe erforderlich, bspw. eine mindestens 5-fach vergrößerende Linse auf dem Smartphone. Solcherart gerüstet lassen sich bspw. die Unterschiede bei der häufig anzutreffenden Zweiteilung der Schuppenblätter in Flächenblätter und Kantenblätter beschreiben. In aller Regel werden die Flächenblätter von den Kantenblättern „eingeschlossen” und es lässt sich von einer Fläche bzw. einer Kante dann vortrefflich sprechen, wenn die (jungen) mit Schuppenblättern besetzten Triebe zweiseitig erscheinen, also eine Ober- u. Unterseite aufweisen.

Kanten- u. Flächenblätter
Kanten- u. Flächenblätter von einem Riesen-Lebensbaum (Thuja plicata)

Während in Abhängigkeit von der Lage des Triebes bei den Flächenblättern eine Ober- u. Unterseite im Allgemeinen schnell ausfindig zu machen ist, ist das im bestimmend-beschreibenden Sinne der Kantenblätter zunächst nicht eindeutig der Fall. In der Bestimmungsliteratur ist die Unterseite eines Kantenblattes die Seitenfläche, die tendenziell nach unten, also sonnenabwärts gerichtet ist. In der o.a. Abbildung besitzt also die „Außenseite” eines Kantenblattes zwei verschiedene Ausprägungen: lediglich sattgrün zur Trieboberseite und mit weißlichen Stomata versehen auf der Triebunterseite.



Anmerkungen:
1) In älterer Literatur wird bei dem Samenschuppen noch von dem „Fruchtschuppen” gesprochen.
2) Bei einigen Autoren wird nicht von zwei Unterarten gesprochen, sondern von zwei Varietäten: Pseudotsuga menziesii var. menziesii und Pseudotsuga menziesii var. glauca.


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