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Bäume in Darmstadt
Es gibt die Laubhölzer wie bspw. Eichen, Ahorne oder Eschen. Diesen Bäumen als Laubhölzer ist gemein, dass sie als Blätter „Laubblätter” tragen. Bäume wie etwa Tannen, Fichten und Kiefern werden zu den Nadelhölzer gezählt. Selbstverständlich ist auch die Nadel einer Tanne oder einer Kiefer ein Blatt, daher wird auch von dem Nadelblatt gesprochen. Allerdings unterscheiden sich die Strukturen zwischen einem Laubblatt und einem Nadelblatt stellenweise erheblich, so dass es sinnvoll ist, Laubblätter und Nadelblätter getrennt zu betrachten.
Wenden wir uns an dieser Stelle dem Laubblatt zu. Die folgende Abbildung zeigt gängige Begriffe, die in der Beschreibung eines Baumblattes fortwährend verwendet werden. Gezeigt wird hier die Blattoberseite eines Blattes. An anderer Stelle wird noch zu zeigen sein, dass auch der Unterseite (= Rückseite des Blattes) eine große Bedeutung zukommt.
Blatt ist nicht gleich Blatt und gerade für das noch nicht geschulte Auge kann das Parkett an dieser Stelle sehr rutschig werden. Hinsichtlich einer Baumbestimmung über dessen Blätter bei den Laubhölzern, sind zwei Blatt-Grundformen zu unterscheiden:
Um es knackig zu formulieren: Ein einfaches Blatt hat nur eine Spreite, ein zusammengesetztes Blatt hat mehrere Spreiten. Die folgenden Bilder mögen die Unterscheidung zwischen einem „einfachen” und einem „zusammengesetzten” Blatt rasch verdeutlichen.
Weisen Blätter „auf den ersten Blick” eine unverkennbare Symmetrie auf, so ist darauf zu achten, ob die Blätter an einem Spross anliegen oder – dann nämlich handelt es sich um ein zusammengesetztes Blatt – der vermeintliche Spross in Wirklichkeit ein Blattstiel ist.
Grob lassen sich die zusammengesetzten Blätter in zwei Gruppen teilen:
Bei den gefingerten Blättern, stellenweise auch als „handförmige” Blätter bezeichnet, gehen die Blättchen des zusammengesetzten Blattes von einem einzigen Punkt am Ende des Blattstiels ab (Bsp.: Gemeine Rosskastanie). In Abhängigkeit davon, wieviel Blättchen ein gefingertes Blatt besitzt, wird von einem drei-, fünf- oder siebenzähligen Blatt gesprochen. So hat z. Bsp. ein Goldregen-Baum der Gattung Laburnum immer 3-zählig gefingerte Blätter.
Das Fiederblatt oder das gefiederte Blatt stellt die andere Gruppe von zusammengesetzten Blättern dar. Im Gegensatz zu den gefingerten Blättern gehen die einzelnen Blättchen (auch als Fiederblättchen bezeichnet) bei den Fiederblättern nicht von einem einzigen Punkt ab. Vielmehr verteilen sich die Blättchen links und rechts des Blattstiels (der Blattspindel bzw. Rhachis) eines Fiederblattes. Die Blättchen können sich direkt gegenüberstehen oder auch nicht – manchmal treten an ein und demselben Blatt beide Varianten auf. Interessant ist das Ende eines Fiederblattes: Besitzt es nur ein Blättchen, wird es als unpaarig bezeichnet, im anderen Fall, also wenn sich auch am Ende des Blattes zwei Blättchen (mehr oder weniger) gegenüberstehen, wird von einer paarigen Fiederung gesprochen. Mit anderen Worten: Ist die Anzahl der Blättchen ungerade, liegt eine unpaarige Fiederung vor, im anderen Fall eine paarige Fiederung.
Ergänzend sei bemerkt, dass von einem doppelten Fiederblatt gesprochen wird, wenn die Fiederblättchen selbst nochmals gefiedert sind.
Hin und wieder kommt es vor, dass man an einem Baum mit Fiederblättern steht und sich die Augen reibt, weil der Baum hinsichtlich der Paarigkeit seiner Fiederblätter an vielen Zweigen das genaue Gegenteil dessen zeigt, was in der Botanik-Literatur angegeben wird. Hier darf man nicht verzagen: Die Natur kennt viele Varianten und ist laufend am spielen. Gerade auch bei als paarig ausgewiesenen Fiederblättern ist bspw. stets darauf zu achten, ob etwa eines der obersten Fiederblättchen abgefallen sein könnte. Und hier ist auch schon das Stichwort gegeben: Das oberste Blatt bei einer unpaarigen Fiederung wird oftmals als Endblättchen bezeichnt. Dieses Endblättchen erlangt dadurch eine Sonderstellung, als dass es sich in der Spreitenform von den anderen Blättchen deutlich unterscheiden kann und mehr noch, auch ggf. einen erkennbar längeren Abstand zum Blattstiel (der Rhachis) besitzt als die übrigen Blättchen. Wohl nirgendwo deutlicher wird dies als am Fiederblatt vom Eschen-Ahorn.
Das Fiederblatt hat einen Blattstiel, an dem die Blättchen entweder kurz-gestielt oder, soweit sie keinen Stiel haben, als „sitzende Blätter” anliegen. Der Blattstiel des Fiederblattes wird auch als Blattspindel oder Rhachis bezeichnet. Vor allem bei dem Götterbaum lässt sich gut beobachten, dass im Herbst zuerst die Blättchen von der Blattspindel abfallen und am Schluss die Blattspindel vom Spross selbst.
Gleichwohl jedes Blättchen eines Fiederblattes seine eigene Spreite besitzt, wird unter der Spreite eines Fiederblattes die Gesamtheit aller Blättchen verstanden.
1) der Spreitenrand
2) die Spreitenaderung (Nervatur)
3) die Spreitenform (Blattform)
4) die Spreitenbasis (Spreitenanfang)
5) das Spreitenende (Blattspitze, Blattende)
6) die Behaarung einer Spreite
7) der Blattstiel
8) Nektarien am Blatt
9) die Blattgröße
Hinsichtich der o.g. Merkmale ließe sich ein ganzes Buch schreiben. Daher sollen an dieser Stelle die gängigen Begriffe bei der Beschreibung eines Blattes durch Bilder veranschaulicht werden. Eränzend sei an dieser Stelle bemerkt, dass oftmals von dem „Blatt” gesprochen wird, wenn eigentlich die „Spreite” gemeint ist. Die begriffliche Unterscheidung wird nur dort eingehalten, wo es dem Inhalte nach absolut erforderlich ist.
1) der Spreitenrand
Zu dem ganzrandigen Blattrand gibt es nichts weiter zu erwähnen. Merkmal des gesägten Blattrandes ist es, dass sich zwischen den Zähnen ein spitzer Winkel befindet. Hingegen sind die Zähne eines gezähnten Blattes durch stumpfe oder abgerundete Einschnitte miteinander verbunden. Es gilt, sich diese Unterscheidung zwischen „gesägt” und „gezähnt” zu verinnerlichen:
Gesägt: Die Einschnitte zwischen den Zähnen sind spitz.
Gezähnt: Die Einschnitte zwischen den Zähnen sind stumpf bzw. gerundet.
Ein gebuchteter Blattrand zeichnet sich dadurch aus, dass die Einschnitte und die Spitzen an dem Blattrand abgerundet sind.
Die vorbenannten vier grundlegenden Merkmale eines Blattrandes kennen in der Praxis viele Varationen. So kann ein Blatt etwa doppelt-gesägt sein, wenn die Zähne selbst nochmals gesägt sind. Besitzen die Zähne bei einem gesägten oder gezähnten Blattrand zusätzlich ausgeprägte Spitzen, etwa so wie feine Stacheln, wird von einem gesägt grannigen oder einem gezähnt grannigen Blattrand gesprochen. Bei einem Blattrand wo die Zähne abgerundet sind und die Einschnitte einen spitzen Winkel ergeben, wird von einem gekerbten Blattrand gesprochen.
Eine Spreite kann einen welligen Rand haben, wo die (feinen) Buchtungen als Wellenlinie erscheinen. Auch kommen Blattränder vor, die feine hervorstehende Härchen besitzen; hier handelt es sich sodann um einen bewimperten Blattrand.
Die folgenden Beispiele sind nur eine kleine Auswahl und der Leser möge berücksichtigen, dass es in der botanischen Literatur für ein und denselben Blattrand hinsichtlich einer näheren Beschreibung geringfügig unterschiedliche Beschreibungen und Begriffsverwendungen gibt.
Bei der Betrachtung der Blätter eines Baumes sollte es selbstverständlich sein, stets Blätter unterschiedlicher Orte der Krone zu betrachten. Einige Bäume wie z. B. die Gewöhnliche Stechpalme (Ilex aquifolium) haben neben überwiegend im unteren Kronenbereich stachelspitzig gezähnten Blättern auch nahezu ganzrandige Blätter im oberen Kronenbereich. Blätter können an ein und demselben Baum nicht nur sehr unterschiedliche Spreitenränder aufweisen, sondern auch ihrer Gestalt nach sehr verschieden sein. In diesem Fall wird von der Heteropyllie bei den Blättern einer Baumart gesprochen.
2) die Nervatur
Hilfreich zur weiteren Beschreibung eines Laubblattes ist die Betrachtung seiner Aderung, also der sog. Nervatur. Die Nervatur eines Blattes versorgt dieses u.a. mit Wasser und weiteren Nähstoffen. Es lassen sich im wesentlichen vier Nervatur-Strukturen an einem Blatt unterscheiden:
Ein Laubblatt kann eine Mittelader und mehrere Seitenadern aufweisen. Die Mittelader, vom Stielende abgehend, kann gegenüber den Seitenadern deutlich dominant sein. Soweit ein Laubblatt Seitenadern besitzt, gehen diese an unterschiedlichen Stellen von der Mittelader ab. Es sind dies die Seitenadern 1. Ordnung. Von den Seitenadern selbst können an ihrem Ende oder schon vorher weitere Seitenadern abgehen. Derartige Blätter, insbesondere wenn die Seitenadern direkt oder nochmals verzweigt am Blattrand enden, werden als netzaderig bzw. fiedernervig bezeichnet. Oftmals lässt sich die Nervatur eines Blattes auf dessen Unterseite besser erkennen also auf der Blattoberseite.
Enden die Seitenadern, abgehend an unterschiedlichen Stellen der Mittelader, nicht am Blattrand sondern schmiegen sich eher der Blattform an, wird von einer bogigen Nervatur gesprochen. Hier zeigen die Seitenadern in Richtung der Blattspitze. Bei der handnervigen und der parallelen Nervatur gehen ist die Mittelader im allgemeinen nicht mehr dominant: Alle Adern gehen von einem Punkt an der Spreitenbasis ab; es werden diese Adern dann auch als Haupadern bezeichnet.
Eine weitere Differenzierung kann vorgenommen werden, wenn die Hauptadern o.g. vier Nervaturen untereinander deutlich, also „ausgeprägt” verbunden sind. Es wird dann zusätzlich von einer netznervigen Nervatur bzw. Netznervigkeit gesprochen.
Wie bereits erwähnt, tritt die Nervatur eines Blattes im allgemeinen auf der Unterseite, also der „Rückseite” eines Blattes, deutlicher hervor als auf der Blattoberseite. Dem genauen Auge entgeht sodann nicht, dass bspw. zwischen den Mittel- und Seitenadern sog. Achselbärte existieren können. Achselbärte treten zuweilen auch zwischen den Seitenadern auf. Es handelt sich hierbei, grob formuliert, um winzige Haarbüschel, die weißfarben, hell- oder tiefbraun sein können. Die alternative Bezeichnung der Achselbärte als „Milbenhäuschen” drückt direkt aus, worum es hierbei geht: Behausung, Heimstätte von Kleinstlebewesen. Achselbärte lassen sich ohne Hilfsmittel oftmals an der Spreitenbasis bzw. dem Stielende erkennen.
Die Existenz oder Farbe von Achselbärten können ein wichtiges Bestimmungsmerkmal darstellen. So besitzt etwa die Winter-Linde in das Bräunliche übegehende, die Sommer-Linde aber weißfarbene Achselbärte entlang der Mittel- u. Seidenadern. Im Sommer kann dies ein erstes Unterscheidungsmerkmal zwischen einer Winter- und einer Sommerlinde darstellen.
Die Farbe der Achselbärtchen kann bei dem Laubaustrieb und bis in den Sommer hinein als ein artbestimmendes Merkmal hinzugenommen werden. Zum Herbst hin ist Vorsicht geboten, da sich hier viele zuvor weißfarbene Achselbärtchen in das Bräunliche verfärben können.
3) die Spreitenform
Hinsichtlich der Form eines Laubblattes, also der Spreitenform, kennt die Natur offensichtlich keine Grenzen. Gemeint ist mit dem Begriff „Spreitenform” der Umriss einer Spreite, also der „Spreitenumriss”. Am bekanntesten dürfte die Blattform der Linde sein, die einem Herz ähnelt, weshalb bei dieser Blattform von einer Herzform gesprochen wird. Bei dem Tulpenbaum spricht man wg. seiner vier markanten Spitzen, wenn diese miteinander verbunden werden, von einer viereckigen Form. Der Judasbaum kommt der Form einer Niere gleich und es wird daher von der Nierenform gesprochen. Nimmt man schließlich die Schwarzpappel die wg. ihrer Spreitenbasis keine Herzform darstellt sondern vielmehr, wenn eine Spreitenhäfte horizontal um 180° Grad gedreht wird, einer Raute ähnelt, so gelangt man zu der Rautenform. Diese vier vorbenannten Blätter stellen aber eher besondere Spreitenformen dar.
Abseits der o.g. besonderen Blattformen wird das Augenmerk darauf gelegt, wo die Spreite (bei einem ganzen Laubblatt) am breitesten ist. Nach diesem Kriterium ist eine Spreite, wie übrigens auch das Kronblatt einer Blüte, elliptisch, eiförmig, verkehrt eiformig oder länglich.
Ausgehend von den grundlegenden Blattformen mit dem Augenmerk gelegt auf den Bereich der maximalen Breite einer Spreite, wird zu einer genaueren Beschreibung die Länge einer Spreite hinzugezogen. Diese Erweiterung macht Sinn, zumal „elliptisch” auch „kreisrund” bedeuten könnte und die übrigen Grundformen nichts darüber aussagen, ob eine Spreite sehr schmal oder extrem breit ist. Eine solche Erweiterung findet statt über das Verhältnis der Länge einer Spreite zu ihrer (maximalen) Breite.
Elliptische Spreiten
(Grundform „elliptisch”):
Die maximale Spreitenbreite liegt stets in der Spreitenmitte und es gilt mit Hinsicht auf das Verhältnis Länge zu Breite:
etwa 6:1 bis 3:1 = schmal elliptisch
etwa 2:1 = elliptisch
etwa 1,5:1 = breit-elliptisch
etwa 1:1 = rundlich
Lanzettliche Spreiten
(Grundform „eiförmig”):
Die maximale Spreitenbreite liegt unterhalb der Spreitenmitte und es gilt mit Hinsicht auf das Verhältnis Länge zu Breite:
etwa 6:1 = schmal lanzettlich
etwa 3:1 = lanzettlich
etwa 2:1 = schmal-eiförmig
etwa 1,5:1 = eiförmigVerkehrt-eiförmige Spreiten
(Grundform „verkehrt-eiförmig”):
Die maximale Spreitenbreite liegt oberhalb der Spreitenmitte und es gilt mit Hinsicht auf das Verhältnis Länge zu Breite:
etwa 3:1 = schmal verkehrt-lanzettlich
etwa 2:1 = schmal verkehrt-eiförmig
etwa 1,5:1 = verkehrt-eiförmig
etwa 1,2:1 = breit verkehrt-eiförmigLängliche Spreiten
(Grundform „länglich”):
Die maximale Spreitenbreite erstreckt sich parallel der Blattränder über eine gewisse Länge und es gilt mit Hinsicht auf das Verhältnis Länge zu Breite:
etwa 10:1 oder mehr = linealisch
etwa 4:1 oder mehr = schmal länglich
etwa 2:1 = länglich
etwa 1,5:1 = breit länglich
Die folgende Tabelle führt ein paar Beispiele an, wonach eine Beschreibung über die Grundform einer Blattspreite hinaus genauer ausfällt.
Die bis hierher betrachteten Blätter haben durch ihre Blattränder keine „tieferen” Einschnitte bzw. Buchtungen erfahren. Mit anderen Worten: Die Spreite ist nicht geteilt (= unzerteilte oder ganze Spreite). Dort aber, wo bei einer Spreite die Einschnitte vom Blattrand her besehen 1/5 oder mehr der Breite einer Spreitenhälfte ausmachen, wird von einem gelappten Blatt gesprochen. Es ließe sich auch sagen: Die Spreite wird in „Lappen” zerteilt. Von einem gelappten Blatt wird gesprochen, wenn die Einschnitte bis etwa zur Mitte einer Spreitenhäfte gelangen. Zu den gelappten Blättern zählen darüber hinaus auch die handförmig gelappten Blätter, wie sie bspw. bei einer Vielzahl der Ahorne oder dem Amberbaum vorkommen.
Wiederholend: Bei gelappten Blättern ist der Einschnitt tiefer als 1/5 der Spreitenhälfte, aber nicht tiefer als bis zur Mitte einer Spreitenhäfte. Es ließe sich auch sagen: Die Einschnitte belaufen sich auf 20% bis 50% innerhalb einer Spreitenhäfte.
Wenn übrigens von der Spreitenhäfte gesprochen wird, ist das wörtlich zu nehmen. Denkt man sich den Blattstiel verlängert nach oben fort (= Hauptnerv oder Mittelader der Spreite), teilt sich die Spreite in zwei Häften nach links und nach rechts.
Eine (nicht-handförmige) Spreite mit Lappen wird als fiederlappig bezeichnet, wenn die Größe der Einschnitte der Lappen nur bis etwa 1/4 bzw. 25% der Länge einer Spreitenhälfte ausmacht. Die Lappen sind also relativ klein. Ragen die Einschnitte, auch Buchten genannt, bis etwa zur Häfte der Länge einer Spreitenhäfte, betragen diese also ca. 50%, wird von einem fiederspaltigen Blatt gesprochen.
Zusammenfassend: Gelappte Blätter können handförmig, fiederlappig oder fiederspaltig sein.
Wo die Einschnitte bzw. Buchten über die Hälfte einer Spreitenhälfte gelangen, liegt – gleichwohl hier viele Autoren weiterhin von einem gelappten Blatt sprechen – kein gelapptes Blatt mehr vor; von den Lappen des Blattes darf aber weiterhin gesprochen werden. Als fiederteilig wird ein Blatt bezeichnet, wenn die Buchten etwa 3/4 der Länge einer Spreitenhälfte betragen, also ca. 75%. Enden die Buchten in der Nähe von der Mittelader, liegt also ein Blatt vor dessen Einschnitte tws. fast so lang sind wie die Spreitenhälfte selbst, liegt ein fiederschnittiges Blatt vor.
Die Unterteilung der Spreitenformen zeigt zusammenfassend die folgende Gliederung.
In das oben abgebildete Schema lassen sich übrigens auch die eingangs erwähnten „besonderen Blattformen”, etwa der Tulpenbaum oder die Sommer-Linde, integrieren. Die Spreite des Tulpenbaums besitzt beidseitig zwei Lappen und darf als fiederlappig bezeichnet werden, während etwa die Spreite der Schwarz-Pappel eiförmig ausfällt.
Die Lappen werden im allgemeinen je Spreitenhäfte gezählt. So hat die oben abgebildete Rot-Eiche 3 bis 4 Lappen, wobei der oberste Lappen als Mittel-Lappen hier nicht mitgezählt wird.
Oftmals wird in der Baum-Bestimmungsliteratur auch bei den fiederlappig bis fiederschnittigen Spreiten (nur) das Schema der unzerteilten Spreiten herangezogen. So wird bspw. das Blatt der Schwedischen Mehlbeere häufig wie folgt beschrieben: „länglich-elliptisch bis verkehrt-eiförmig, 6-9 Lappen mit tws. doppelter Sägung”. Wichtig ist letztendlich im Studieren von Blattbeschreibungen nur, was sich hinter den einzelnen Begriffen verbirgt. Vor allem darf man sich nicht dadurch entmutigen lassen, dass häufig Blatt- bzw. Spreitenbeschreibungen existieren, die untereinander nicht deckungsgleich sind. So wird bspw. bei der Schwedischen Mehlbeere auch gerne von 5-8 Lappen gesprochen.
Bei den handförmig gelappten Spreiten wird zwischen den Hauptlappen und den Nebenlappen unterschieden. Verlaufen die Hauptadern, abgehend von der Spreitenbasis bis zur Spitze eines Lappens, dann beschreibt diese Ader einen Hauptlappen. Eine Seitenader von einer Hauptader abgehend zur Spitze eines Lappens laufend beschreibt den Nebenlappen (zum Hauptlappen mit der Hauptader). In der folgenden Abbildung sind 5 Hauptlappen und 1 Nebenlappen zu sehen.
4) die Spreitenbasis
Abschließend zur Betrachtung der Form einer Spreite seien noch die unterschiedlichen Spreitenbasen und Spreitenspitzen angeführt.
Zuweilen sind die Übergänge von einer Form der Spreitenbasis zu einer anderen fließend, d.h. nicht immer lässt sich eine Ausgestaltung der Spreitenbasis exakt einer Grundform zuordnen. So finden sich häufig Formulierungen wie „schwach gestutzt bis abgerundet” oder „schwach schief bis keilförmig”.
5) das Spreitenende
Das Spreitenende bzw. das Blattende darf als ein entscheidendes Merkmal hinsichtlich einer Blatt- bzw. Baumbestimmung nicht unterschätzt werden.
Wie bei den Spreitenbasen gilt auch bei den Blattenden, dass nicht immer eine eindeutige Zuordnung zu einer Grundform gelingt. Dann ist eine nähere Beschreibung erforderlich die aufzeigt, zwischen welchen Grundformen das Spreitenende zu verorten ist. Gerade bei der Beschreibung der Blattenden ist in der Literatur keine Einheitlichkeit gegeben. So wird bspw. unter „ausgezogen” auch gerne die Eigenschaft „aufgesetzt” im Sinne von „aufgesetzter Spitze” verwendet. Bei der „Ausrandung” wird, wenn der Winkel des Einschnittes am Spreitenende deutlich stumpf ist, auch von einem „eingedrückten” Spreitenende gesprochen.
Die oftmals vorkommende Bezeichnung „geschwänzt” zeigt an, dass das Blattende zugespitzt ist, der sich zuspitzende Teil aber einseitig geneigt sein kann, also nicht in einer Linie mit der Mittelader liegt. Solches kommt stellenweise bei den Ulmen oder sehr ausgeprägt bei dem Südlichen Zürgelbaum vor.
6) die Behaarung einer Spreite
Ein Blatt will mit allen Sinnen erkundet werden. Dazu gehört nicht nur der Blick darauf, welchen Farbton die Ober- u. Unterseite einer Spreite trägt, sondern bspw. auch, ob sie sich glatt, rauh oder flaumig anfühlt. Von diesen stets subjektiven Wahrnehmungen sich lösend bleibt nahezu immer die Frage zu stellen: Ist eine Spreite kahl oder behaart. „Kahl” ist eine Spreite dann, wenn sie keine Haare auf ihrer Oberfläche besitzt – das schließt auch das Fehlen von Achselbärtchen auf der Unterseite ein (s. Punkt 2, Nervatur). Es erfordert oft Hilfsmittel wie ein Vergrößerungsglas (5-10 fache Vergrößerung reicht aus!), um zu erkennen, ob sich auf einer Spreitenoberfläche Haare befinden oder nicht. Sind sodann Haare, besser „Härchen” entdeckt, mag neben ihrer Farbe u. U. ihre Anordnung eine Rolle spielen: der Oberfläche anliegend, abstehend oder sternförmig.
Behaarungen an Blättern können dauerhaft bestehen oder nur „anfänglich”, also für eine kürzere Zeit nach dem Laubaustrieb.
7) der Blattstiel
Zunächst möchte man meinen, ein Blattstiel sei eben ein Blattstiel und unterscheide sich allenfalls nur durch seine Länge von anderen Blattstielen. Dem ist nicht so. Es können Blattstiele „behaart”, also das Gegenteil von „kahl”, ihrer Farbe nach grün, zuweilen aber auch rötlich bis rot sein. Die beiden Merkmale „kahl” (= unbehaart) und „rot” können gelegentlich gewichtige Bestimmungsmerkmale hinsichtlich eines Baumes darstellen. Ein drittes Merkmal ist die Form des Blattstiels: im Querschnitt rund oder abgeflacht?
Neben dem o.g. Blattstiel gilt es ferner, den Stiel eines klassischen Fiederblattes, also die Rhachis (Blattspindel), näher zu betrachten. Neben den Merkmalen behaart/nicht behaart und Farbe der Blattspindel, tritt hier als ein zusätzliches Merkmal die Existenz sogenannter Flügelleisten auf. Flügelleisten sind, grob formuliert, wie Blätter anzusehen die abschnittsweise auf der Rhachis richtungsgleich, vornehmlich innerhalb des Bereichs aufeinanderfolgender Blättchen, anliegen.
8) Nektarien am Blatt
Bei der Bestimmung eines Blattes ist es oftmals von Vorteil, neben dessen Form und Nervatur auch darauf zu achten, ob es sog. Nektarien besitzt. Nektarien sind Honigdrüsen, die eine zuckerreiche Flüssigkeit beinhalten und als Nahrung für verschiedene Insekten dienen. Nektarien befinden sich in oder an den Blüten (= florale Nektarien), können aber auch bei den Blättern, im Allgemeinen an deren Blattstiel vorhanden sein (= extraflorale Nektarien). Für viele Insekten sind die Nektarien eine Hauptnahrungsquelle. Extraflorale Nektarien dienen im Allgemeinen nicht der Bestäubung über Insekten. Vielmehr sollen die Insekten, bspw. Ameisen, angelockt werden, um die Pflanze vor Fressfeinden wie bspw. Blattläuse zu schützen. Die extrafloralen Nektarien werden gelegentlich auch als Drüsenhöcker bezeichnet; sie können außer am Blattstiel auch an den jüngeren Trieben auftreten.
Auch auf der Spreite selbst können sich Drüsen befinden, die oftmals u. a. auch der Insektenanlockung dienen; zu beobachten bspw. bei dem Kirschlorbeer (Prunus lauroceratus) an der rückseitigen Spreitenbasis. Ebenso können die Zähne von Blättern bzw. Blättchen drüsig belegt sein, etwa beim Götterbaum (Ailanthus altissima)
9) die Blattgröße
Zunächst: Die Abmessungen von Blättern sind Richtwerte und dürfen hinsichtlich einer Artbestimmung nicht absolut genommen werden. Je nach Lage und Zustand eines Gehölzes können die tatsächlichen Blattabmessungen von den in der Bestimmungsliteratur genannten Maßen mal mehr und mal weniger groß abweichen. Um sichere Durchschnittswerte zu erhalten, ist es ratsam, mehrere Blätter des gleichen Baumes, abgenommen an unterschiedlichen Stellen der Krone, zu vermessen.
9.1) Einfaches Laubblatt:
Blattlänge (1):
Länge zwischen dem Blattgrund und dem obersten Spreitenpunkt.
Blattbreite (2):
Maximale Breite der Spreite.
Spreitenlänge (3):
Länge zwischen dem höchsten und dem tiefsten Punkt einer Spreite.
Länge des Blattstiels (4):
Länge zwischen Blattgrund und (der von unten besehen ersten) Spreitenbasis.
9.2) Zusammengesetztes Laubblatt:
Blattlänge (1):
Länge zwischen dem Blattgrund der Rhachis und dem höchstgelegenen Spreitenende eines Blättchen.
Blattbreite (2):
Maximale Breite zwischen zwei Blättchen.
Länge der Rhachis (Blattspindel) (5):
Länge zwischen Blattgrund und dem letzten Abzweig eines Blättchen an der Rhachis.
Die einzelnen Blättchen werden wieder so abgemessen, als sei die Rhachis der Spross (siehe oben Punkt 9.1).
Blätter können am Blattgrund sog. Nebenblätter (lat. Stipeln) besitzen. Es sind dies im Allgemeinen zwei sehr kleine Blätter, die hinsichtlich ihrer Existenz und Form für eine Artbestimmung hilfreich sein können. Bei einigen Fiederblättern treten Nebenblätter auch auf der Rhachis am Stielanfang der Blättchen auf. Nebenblätter können bleibend auftreten oder schon kurz nach dem Laubaustrieb abfallen. Bei einigen Gehölzarten entwickeln sich die Nebenblätter zu Dornen, so bspw. bei der Gewöhnlichen Robinie (Robinia pseudoacazia).
Einige Gehölzarten weisen Blätter auf, die sich zumindest farblich stark von den Laubblättern unterscheiden. Oftmals sind dies Blätter, die ihrem äußeren Anschein nach als Kronblätter von Blüten auftreten, in Wirklichkeit aber gar keine Kronblätter darstellen; sie dienen vielmehr der Anlockung von Insekten. Solche Blätter werden als Hochblätter (lat. Brakteen) bezeichnet. Ein Beispiel hierfür stellt der Japanische Blumenhartriegel (Cornus kousa) dar: Seine vier die Blüte einschließenden Brakteen haben nahezu die gleiche Form wie die grünen Laubblätter, treten aber in strahlendem Weiß als Einladung zum Besuch von Insekten auf.
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