Home |
Baumliste |
Erklärendes |
Links
Bäume in Darmstadt
Die Blüte einer Pflanze stellt ein fundamentales Kriterium zur Bestimmung ihrer Art dar. Es ist daher ratsam, sich mit den wichtigsten Begriffen und den Eigenschaften einer Blüte vertraut zu machen.
Bei einer Blüte denken wir zunächst an das „Farbige” von Pflanzen, das einerseits einen angenehmen Duft verbreiten kann, oftmals von Bienen, Hummeln und anderen Insekten besucht wird und eine entscheidende Rolle hinsichtlich der Vermehrung einer Pflanze spielt.
Blüten können sehr farbig sein, für den Betrachter geradezu eine Freude darstellen, sie zeigen aber nicht immer ein prächtiges Farbenkleid und sind daher stellenweise eher unscheinbar.
Im Wesentlichen kann den Blüten ein einziger zentraler Zweck zugeordnet werden: Die Vermehrung ihrer Art sicherzustellen. Um dieses Ziel zu erreichen, besitzen Blüten eine Vielzahl an Farben, äußeren Formen, Strukturen und Anordnungen an der Pflanze.
Wie bei den Menschen auch, bedarf es bei den meisten Pflanzen zu ihrer Fortplanzung eines weiblichen und eines männlichen Parts an Blüten. Die Blüten können rein weiblich (♀) oder nur rein männlich (♂) sein, also eingeschlechtlich. Der Walnussbaum bspw. trägt weibliche und männliche Blüten, ebenso die Fichte. Viele Blüten aber sind zwittrig (⚥): sie besitzen weibliche und männliche Anlagen. So sind bspw. die Blüten der Kornelkirsche und des Gewöhnlichen Liguster zwittrig, also zweigeschlechtlich.
Das Schema einer (im Folgenden immer zweigeschlechtlichen) Blüte ist in der folgenden Abbildung (nicht maßstabsgetreu) dargestellt. Es werden die männlichen Blütenbestandteile (Staubfaden, Staubbeutel) als Staubblätter bezeichnet. Hingegen werden die weiblichen Blütenbestandteile (Narbe, Griffel, Fruchtknoten) als Stempel bezeichnet. Die Kron- und Kelchblätter schließlich stellen die Blütenhülle (lat. Perianth) dar.
Eingeschlechtliche Blüten besitzen nur die Staubblätter (= männliche Anteile) oder nur die Stempel (= weibliche Anteile). Prinzipiell kann eine Blüte eine große Anzahl an Staubblättern und/oder Stempeln besitzen.
Der Stempel wird auch als Fruchtblatt bezeichnet – begrifflich analog zu dem männlichen Staubblatt. Man möge sich in beiden Fällen nur keine Blätter im umgangssprachlichen Sinne vorstellen.
Im Bereich der Fruchtknoten können die Fruchtblätter unübersichtlich miteinander verwachsen sein; mitunter gilt das auch für den Bereich der Griffel. Aus der Anzahl der im Allgemeinen frei stehenden Narben kann jedoch stets zuverlässig auf die Anzahl der Fruchtblätter geschlossen werden. Der Begriff „Stempel” wird auch und vor allem verwendet, wenn bei mehreren Fruchtblättern die Griffel miteinander verwachsen sind und ihre einzelnen Fruchtknoten derart wieder einen Fruchtknoten bilden. Es ist der Fruchtknoten von nur einem Fruchtblatt ein monomerer Fruchtknoten, der Fruchtknoten gebildet aus mehreren Fruchtblättern beschreibt einen polymeren Fruchtknoten.
Getrennt nach den „weiblichen” und „männlichen” Bestandteilen einer Blüte wird die Gesamtheit aller Fruchtblätter (= „weibliche Blütenorgane”) als das Gynoeceum und die Gesamtheit aller Staubblätter (= „männliche Blüttenorgane”) als das Androeceum bezeichnet.
Zusammengefasst gilt also (kursiv geschrieben jeweils der botanische Fachbegriff):
Eine Blüte besitzt im Wesentlichen:Es besteht ein Staubblatt (Stamen) aus:
- Kelchblätter (Sepalen)
- Kronblätter (Petalen)
- Staubblätter (Stamina)
- Fruchtblätter (Karpelle)
Es besteht ein Fruchtblatt (Karpell) aus:
- dem Staubfaden (Filament)
- dem Staubbeutel (Anthere)
Es beschreiben die Begriffe
- dem Fruchtknoten (Ovar)
- dem Griffel (Stylus)
- der Narbe (Stigma)
- Stempel (Pistill):
Ein einzelnes Fruchtblatt oder mehrere Fruchtblätter zusammen mit z. T. verwachsenen Griffeln, die einem gemeinsamen (polymeren) Fruchtknoten entspringen.- Blütenkrone:
Gesamtheit aller Kronblätter.- Blütenorgane:
Die einzelnen Bestandteile einer Blüte (Kelch- u. Kronblätter, Frucht- u. Staubblätter usw.).- weibliche Blütenorgane (Gynoeceum):
Gesamtheit aller Fruchtblätter einer Blüte.- männliche Blütenorgane (Androeceum):
Gesamtheit aller Staubblätter einer Blüte.
Als ein erstes Beispiel möge die Blüte des Straucheibisch (Hibiscus syriacus) dienen. Die Kronblätter können je nach Sorte unterschiedliche Farben haben. In der Abb. unten ist die Blütenkrone anfänglich rot und dann nahezu weiß. Es sind hier fünf Griffel im oberen Teil des Stempels zählbar. Folglich besitzt das Gynoeceum des abgebildeten Straucheibisch fünf Fruchtblätter.
Die Blüte verfolgt nur ein zentrales Ziel: Vermehrung ihrer Art! Wie erfolgt nun die Fortpflanzung einer Pflanze konkret? Hierzu ist Folgendes anzumerken: Die Staubbeutel der männlichen Blütenanlage besitzen die sog. Pollen, auch als „Blütenstaub” bekannt. Das Fruchtblatt über seine Narbe ist erpicht darauf, Pollen zu empfangen. Hat denn das Fruchtblatt Pollen aufgenommen, im Allgemeinen im Frühling, ist der Hauptteil der Arbeit einer Blüte vollbracht. Denn nun kann sich über den Fruchtknoten eine „Frucht” entwickeln, einen oder mehrere Samen beinhaltend, die – auf geeignetem Boden gelangt – sodann die Nachkommen sicherstellt.
Diese Früchte sind vielgestaltig, bei Bäumen und Sträuchern z. T. offenbar: Äpfel, Beeren, Nüsse, Kastanien, Schoten usw. Bei Wiesenblumen sind die Früchte hingegen winzig und nur darauf ausgelegt, sich „fortbewegen” zu können. Man denke in dieser Hinsicht an einen Löwenzahn, der „verblüht” ist: Er wird zur „Pusteblume”. Was „weggepustet” wird, sind seine Früchte, letztlich seine darin enthaltenen Samen.
Nimmt die Narbe einer Blüte erfolgreich den Pollen ihrer direkt anliegenden eigenen Staubblätter auf, dann handelt es sich um eine sog. Selbstbestäubung. Kommt der Pollen von einer anderen Blüte an der gleichen Pflanze, liegt eine Nachbarbestäubung vor.
Viele Pflanzen besitzen allerdings Schutzmechanismen, um eine erfolgreiche, also zur Befruchtung führende Selbst- oder Nachbarbestäubung zu verhindern. Dann kann die Fremdbestäubung zum Zug kommen: Insekten wie Bienen oder Hummeln, die sich zuvor auf einer Pflanze der gleichen Art an einer deren Blüten niedergelassen haben, übertragen den Pollen von dort auf eine andere Blüte (= Zoophilie). Bei der Suche nach Nektar stellt die über die Insekten verursachte Bestäubung sozusagen ein Nebenprodukt dar. Zur Fremdbestäubung gehört auch die Nachbarbestäubung. Eine Fremdbestäubung kann aber auch über andere Tiere als Insekten erfolgen und insbesondere nur über den Wind (= Anemophilie).
Für ihre Bestäubungsdienste sozusagen belohnt werden die Insekten über die sich in oder an der Blüte befindlichen Nektarien (= Honigdrüsen). Dort nehmen sie den Nektar auf, das ist eine zuckerhaltige Flüssigkeit. Nektarien die sich in oder an der Blüte befinden werden als florale Nektarien bezeichnet.
Hingegen befinden sich extraflorale Nektarien oftmals an den Blättern bzw. deren Blattstiel. Pollen und Nektar sind für viele Insekten die Hauptnahrung.
Ein Kronblatt welches stets eine Nektardrüse besitzt, wird als Nektarblatt der Blüte bezeichnet. Zuweilen lässt sich auch an der Basis aller Staubblätter einer Blüte eine scheibenförmige Erhebung erkennen. Es ist diese sodann der mit Nektar versehene Diskus. So besitzen bspw. die Blüten des Spitz-Ahorn (Acer platanoides) einen solchen Diskus. Staubblätter die ihre eigentliche Funktion, nämlich die Pollenbildung, nicht mehr erbringen und/oder zurückgebildet sind, werden als Staminodien bezeichnet. Oftmals übernehmen Staminodien dann die Funktion als Nektarblätter.
Im Gegensatz zu Bienen sind Hummeln vor allem auf den Pollen fixiert, der ihnen und ihrer Brut als Hauptnahrung dient. Auch daher und weil Hummeln bei weit niedrigeren Temperaturen (ab 2° - 6°) an die „Arbeit” gehen als die Bienen, gehören die Hummeln bei widrigen Frühlingsverhältnissen zu den unverzichtbarsten Bestäubern. Den Pollen führen sie in den sog. Pollenhöschen mit, die an ihren Hinterbeinen haften. Auch Schmetterlinge haben als Bestäuber für bestimmte Pflanzen eine große Bedeutung.
In ihrer Gesamtheit bilden die in der Regel miteinander verwachsenen Kelchblätter den Kelch. Ist die Blüte noch geschlossen, wird von der Blütenknospe gesprochen. Die Blütenknospe ist durch die Kelchblätter nahezu vollständig geschlossen. Es ließe sich auch sagen, der Kelch sei geschlossen. Oftmals gibt es noch einen weiteren, äußeren Ring an (zuweilen anders geformten) Kelchblättern. Es wird dieser sodann als Außenkelch bezeichnet.
Die meistens sehr farbigen Kronblätter können miteinander verwachsen sein oder nicht. Lässt sich ein Kronblatt abziehen ohne ein weiteres Kronblatt zu beschädigen, darf darauf geschlossen werden, dass die Kronblätter nicht verwachsen sind. In diesem Fall, wenn also die Kronblätter freistehen, wird von einer choripetalen Krone gesprochen. Sind die Kronblätter nicht freistehend, also tws. verwachsen wie bspw. bei der weiter oben abgebildeten Blüte des Straucheibisch, liegt eine sympetale Krone vor.
Oft kann der erste Eindruck täuschen: Nach außen hin stellt sich eine Blüte mit einer überschaubaren Anzahl an vermutet freistehenden Kronblättern dar, zieht man jedoch an einem Kronblatt, löst sich die gesamte Krone; damit sind die Kronblätter entgegen dem ersten Eindruck doch verwachsen. In diesem Fall ist die Kronröhre, also der (zylindrische) Teil wo die Kronblätter verwachsen sind, sehr kurz.
Wie die normalen Blätter einer Pflanze auch, können Kronblätter eine typische Form annehmen. In diesem Zusammenhang sei hier nur auf die sog. genagelte Blüte hingewiesen. Es haben hier die Kronblätter eine Form derart, als dass sie unterteilt werden können in einen oberen Teil, die Platte und einen unteren Teil, den Nagel. Es ließe sich auch von einer „Pfannenform” sprechen. Im Bereich des Übergangs vom Nagel zur Platte kann (muss aber nicht) sich auf der inneren Seite des Kronblattes noch ein kleineres Anhängsel befinden, das sog. Nebenkronblatt. Die Blütenkrone besteht in diesem Fall aus einem äußeren Kreis mit den größeren genagelten Kronblättern und einem inneren, dann sehr viel kleineren Kreis, der die Nebenkrone darstellt. Genagelte Blüten mit einer Nebenkrone zeigt bspw. der Oleander (Nerium oleander).
Ist der Nagel eines Kronblattes nur sehr kurz, wird von einem „kurz genagelten” Kronblatt gesorochen. Eine Nebenkrone braucht nicht bei nur genagelten Blüten in Erscheinung treten. Es gibt sehr viele Blüten mit einer Nebenkrone, deren Blätter größer (und tws. andersfarbig) als die der äußeren Krone sein können. Insbesondere kann die Ausbildung der Nebenkrone bspw. über eine Verbreiterung der Staubblätter an ihrer Basis erfolgen. Die Gelbe Narzisse (Narcissus pseudonarcissus), bekannt auch als Osterglocke, stellt ein schönes Beispiel für eine Blüte mit einer ausgeprägten Nebenkrone dar.
Eine geradezu ausgefallene Nebenkrone stellt die unten abgebildete Blüte der Passionsblume (Passiflora spec.) dar. Die innen weißfarbenen Kronblätter die die eigentliche Krone bilden, zeigen imposant eine Nebenkrone, gebildet aus weiß-blauen Staminodien. Es sind ferner deutlich erkennbar fünf Fruchtblätter mit einer sehr flächig ausgeprägten Narbe und drei Staubblätter.
Ist eine Unterscheidung in Kelch- und Kronblätter nicht möglich, d.h. also wenn alle Blätter der Blütenhülle gleichartig sind, dann wird von einem Perigon bzw. in der Einzahl von einem Perigonblatt gesprochen. Es kann einen Ring äußerer und – tws. auch anders gestaltet – innerer Perigonblätter geben. Es wird dann von dem äußeren Perigonkreis bzw. inneren Perigonkreis gesprochen.
Krokusse sind ein schönes Beispiel dafür, wo die äußeren Kronblätter ein Perigon bilden, da die Kelchblätter gleichzeitig auch die äußeren Kronblätter darstellen.
Der Stellung des Fruchtknotens (lat. Ovar) kommt bei der Bestimmung einer Pflanze über ihre Blüte eine zentrale Bedeutung zu. Hierzu betrachten wir noch einmal die Kelch- und Kronblätter (= Blüttenhülle). Beide Blattarten entspringen weitestgehend einer gemeinsamen (hier angenommenen) horizontalen Ebene. Diese Ebene beschreibt den sog. Blütenansatz.
Befindet sich der Blütenansatz etwa um die Mitte des Fruchtknotens herum, wird von einem halbunterständigen Fruchtknoten bzw. von einer epihypogenen Blüte gesprochen.
Als Blütenachse wird allgemein der Teil bezeichnet, der die Blütenorgane, also Kelch-, Kron- und Staubblätter und den Stempel trägt (vertikal tragend gedacht). Bei einem oberständigen Fruchtknoten beschreibt der Blütenansatz die sodann gestauchte Blütenachse. In allen anderen Fällen liegt der Anfang der Blütenachse – grob formuliert – am Beginn des eingebetten Fruchtknotens oder des (offenen) Kelches und endet am Blütenansatz. Es lässt sich derart die Blütenachse als das (in der Regel sehr kurze) Endstück des Blütenstiels zwischen dem unteren Ende des Fruchtknotens und dem oben liegenden Blütenansatz beschreiben; in diesem Fall auch als Blütenbecher bezeichnet: die Blütenachse, die teilweise oder vollständig den Fruchtknoten umschließt.
Blüten lassen sich auch über ihre Symmetrieeigenschaften in bestimmte Gruppen einteilen. Es wird hier insbesondere auf die Spiegelsymmetrie abgestellt. Unabhängig davon, ob eine vertikale oder eine horizontale Schnitteebene (durch die Blüte) herangezogen wird: Es lassen sich ggf. sehr viele (bis unendlich viele) Schnittebenen bilden, manchmal nur zwei oder gar nur eine Schnittebene. Die Anzahl aller möglichen Schnittebenen die eine Spiegelsymmetrie ergibt, ist maßgeblich für die Bezeichnung einer Blüte nach ihrer Symmetrieeigenschaft.
Zur verständlichen Erläuterung sind in der folgenden (geometrisch nicht exakten) Abbildung drei Objekte dargestellt: ein Eimer, ein Tisch und eine Schaufel.
Die vorangegangenen Betrachtungen geben nun die Möglichkeit, auch die Blüten hinsichtlich ihrer (spiegel-)symmetrischen Eigenschaften zu gruppieren:
Bei Sträuchern und Bäumen kommen in aller Regel nur radiärsymmetrische und zygomorphe Blüten vor.
Schaut man sich an, wie die Früchte an einem Strauch oder einem Baum verteilt sind, gewinnt man eine Vorstellung davon, wie die Blüten (ehedem im Frühling) „verteilt” gewesen sein müssen, denn im Erfolgsfall (wenn also eine Bestäubung stattgefunden hat) beschreibt der Fruchtknoten jeder Blüte später eine Frucht, bspw. eine Beere, Kastanie oder Nuss.
Deutlich wird dies am Schwarzen Holunder (Sambucus nigra). Jede einzelne Blüte trägt im Erfolgsfall eine Frucht mit drei Steinkernen. Das bedeutet, dass eine Blüte über ihrem (polymeren) Fruchtknoten drei Fruchtblätter besessen haben muss (je Fruchtblatt eine Samenanlage).
Soweit sich die Ansammlung an Blüten stets vom übrigen vegetativen Bereich der Pflanze abgrenzen lässt, wird die Form der Verteilung der Blüten bzw. deren Anordnung als Blütenstand bezeichnet. Bei dem oben dargestellten Schwarzen Holunder, wie übrigens bei den allermeisten Sträuchern und Bäumen auch, ist stets eine deutliche Abgrenzung des Blütenbereichs zum übrigen Teil der Pflanze zu erkennen. Statt „Blütenstand” findet häufig auch der botanische Fachbegriff Infloreszenz Anwendung.
Vor der Beschreibung der grundlegenden Formen eines Blütenstandes sei hier das sog. Tragblatt erwähnt. Entspringt einem Spross seitwärts ein weiterer Spross, entweder einer der wieder Blätter trägt oder eine einzelne Blüte bzw. einen Blütenstand und befindet sich an dieser Stelle, der Spross-Achsel, ein Blatt, wird es mit dem Oberbegriff „Tragblatt” bezeichnet. Es unterscheidet sich in aller Regel alleine durch seine viel geringere Größe und auch Form von den übrigen Blättern. Das Tragblatt wird in dem speziellen Fall, wo der seitlich abgehende Spross eine einzelne Blüte oder einen Blütenstand hervorbringt, dann auch als Deckblatt (Braktee) bezeichnet.
Im wesentlichen existieren zehn Grundformen eines Blütenstandes. Aus den Grundformen lassen sich weitere Formen an Blütenständen ableiten. Und wie so oft in der Natur, gibt es nicht immer klare Abgrenzungen, so dass es auch Blütenstände gibt, die sich einer klaren Zuordnung zu einer der Grundformen entziehen. Spezialfälle sollen an dieser Stelle nicht behandelt werden.
Von einem racemösen Blütenstand wird gesprochen, wenn eine stärkere Hauptachse vorliegt, der Seitenachsen bzw. Seitensprose (mit Blüten) entspringen. Die am schnellsten wachsende Hauptachse kann an ihrem Ende eine Blüte besitzen oder auch nicht. Einen solchen racemösen Blütestand beschreibt die Grundform der Traube (1). Aus ihr lässt sich hinsichtlich ungestielter Blüten auf die Grundform der Ähre (2) schließen und so die Hauptachse nur dick genug ist, folgt die Grundform des Kolben (3). Wird ein solcher Kolben von oben gestaucht, enteht ein Körbchen (4) und bei gleichmäßig gedachter Stauchung von oben und unten ein Köpfchen (5).
Werden bei der Hauptachse (der Traube) die Abstände zwischen den Seitensprossen derart verkürzt so dass sie nahezu nicht mehr gegeben sind, gelangt man zu der Grundform der Dolde (6). Bilden die Blüten der Traube bei nur entsprechend langen Blütenstielen eine Ebene zusammen mit der Blüte der Hauptachse, ist die Schirmtraube (7), auch als Doldentraube bezeichnet, gegeben. Die Ebene einer Dolde oder Schirmtraube kann horizontal oder halbkugelförmig ausfallen. Entspringen bei einer Schirmtraube (7) die Seitensprossen „scheinbar” einem Punkt, dann hat sie oftmals die Form einer Dolde (6), wird in diesem Fall dann auch als Trugdolde beteichnet.
Jetzt verlassen wir die racemösen Blütenstände und kommen zu den zymösen Blütenständen. Bei den zymösen Blütenständen ist die Hauptachse nun nicht mehr fortwährend „federführend”. Schon bei der Dolde bzw. Schirmtraube ist dies ansatzweise erkennbar. Dort aber wo ein Blütenstand sehr früh und deutlich das Wachstum der Hauptachse einstellt, also das weitere Wachstum des Blütenstandes über die Seitensprossen fortgeführt wird, liegt ein zymöser Blütenstand vor, auch als Zyme bezeichnet.. Bei dem Pleiochasium (8) übernehmen mehr als zwei Seitensprosse das Wachstum des Blütenstandes und bei dem Dichasium (9) exakt zwei Seitensprosse. Ein als Monochasium (9) bezeichneter Blütenstand liegt vor, wenn nur ein Seitenspross das Wachstum des Blütenstandes fortführt. Gehen dort die in einer Blüte endenden Seitensprosse abwechselnd nach links und rechts ab, wird in diesem Fall von einem Wickel (10) gesprochen. Bei allen drei zymösen Blütenständen kann die Hauptachse mit einer Blüte abschließen, muß aber nicht immer der Fall sein.
Hinsichtlich der Grundformen racemöser Blütenstände (1-7) lassen sich nun über deren „Zusammensetzung” viele weitere Blütenstände ableiten. Die zwei wichtigsten solcherart zusammengesetzter Blütenstände sind die Rispe und die Doppeldolde.
Bei einer Rispe (A) beschreibt jeder Seitenspross der Traube (1) wieder eine Traube (= zusammengesetzte Traube). Die Doppeldolde (B) ist eine Dolde (6), die noch einmal Dolden trägt (= zusammengesetzte Dolde).
Abschließend bleibt übrig, noch die wichtige Schirmrispe zu erwähnen. Die Schirmrispe (C) ist ähnlich aufgebaut wie die Rispe (A). Der Unterschied besteht nur darin, dass sich durch einen verkürzt gedachten Haupttrieb und damit einhergehend verlängerte Seitentriebe die Blüten alle mehr oder weniger auf einer Ebene befinden, entweder horizontal oder in einer Halbkugel.
Besitzt die Hauptachse eines Blütenstandes an ihrem Ende eine Blüte, bspw. bei einer Traube oder einer Rispe, dann wird in diesem Zusammenhang im Bedarfsfall zusätzlich auch von einem endständigen Blütenstand gesprochen. Es wird die letzte Blüte der Hauptachse (so sie vorhanden ist) als Endblüte oder Terminalblüte bezeichnet. Oftmals wird auch von einer offenen Traube bzw. offenen Rispe gesprochen, wenn die Terminalblüte fehlt. Im Gegensatz dazu, wenn also die Terminalblüte existiert, liegt eine geschlossene Traube bzw. eine geschlossene Rispe vor.
Einzelblüten die stets am Ende eines beblätterten Sprosses bzw. Triebes sitzen, werden oftmals als endständige Blüten bezeichnet. Es können aber auch ganze Blütenstände endständig sein, so sie sich stets am Ende von Trieben befinden.
Wie bereits weiter oben beschrieben, können Blüten männlich (♂), weiblich (♀) oder zwittrig (⚥) sein. Männlichen Blüten fehlt das Gynoeceum, also die weiblichen Blütenorgane und umgekehrt fehlt weiblichen Blüten das Androeceum, die männlichen Blütenorgane. Eine zwittrige Blüte besitzt sowohl das Gynaeceum als auch das Androeceum.
Wenngleich die zwittrigen Blüten in der Mehrzahl anzutreffen sind, lässt sich gerade bei Sträuchern und insbesondere bei Bäumen beobachten, dass es sehr viele eingeschlechtliche Blüten gibt, also männliche oder weibliche Blüten. Interessant bzw. von Bedeutung ist nun, wie die eingeschlechtlichen Blüten verteilt sind.
Es können die eingeschlechtlichen Blüten, also sowohl die männlichen wie die weiblichen Blüten, auf einem Baum zusammen angetroffen werden; dann wird von der Einhäusigkeit der Verteilung eingeschlechtlicher Blüten auf einer Pflanze bzw. einem Baum gesprochen (= Monözie). Es besitzen beispielsweise die Ahorne fast durchgehend eingeschlechtliche Blüten, die einhäusig verteilt sind. Mit anderen Worten: In der Regel lassen sich an einem Ahornbaum männliche und weibliche Blüten zusammen beobachten. Bei einer Zweihäusigkeit besitzt eine Pflanze nur männliche oder nur weibliche Blüten (= Diözie). Solches ist sehr schön bei den meisten Pappelarten zu beobachten; eine Pappel ist also nur „männlich” oder nur „weiblich”. Es ließe sich auch sagen, die Häusigkeit bei einer Pappel ist zweihäusig. Spätestens zur Fruchtreife eines zweihäusig veranlagten Baumes gleicher Art ist klar: Der Baum ohne Früchte ist offensichtlich männlich, hingegen der Früchte tragende Baum weiblich. Nun gibt es aber noch Gehölze, bspw. die Kaukasische Flügelnuss, die zwar einhäusig veranlagt sind, aber männliche, weibliche und zwittrige Blüten tragen (= Subdiözie).
Dort wo Blüten durch Sorten-Züchtung nicht mehr vollständig oder nur noch teilweise ihrer originären Aufgabe der Fortpflanzung nachkommen können, nämlich Pollen und/oder Samen zu entwickeln, wird von gefüllten Blüten gesprochen. Bei gefüllten Blüten sind im Allgemeinen zu Gunsten einer größeren Anzahl an Kronblättern die Staubblätter zu diesen umgewandelt bzw. für die Insekten nicht mehr zugänglich. Eine weit erhöhte Anzahl an (oftmals farbigen) Kronblättern „füllt” zwar die Blüte aus, macht sie so zu einem opulenten Schauapparat und ist nett für das menschliche Auge, aber für die Insekten vollkommen uninteressant, zumal auch die Nektarbildung der Blüte in großem Maße ausfällt.
Gefüllte Blüten lassen sich in der Regel sehr schnell erkennen: eine opulente Anzahl an Kronblättern, aber keine (zugänglichen) Staubblätter.
Die Existenz eines Fruchtblattes kann bei gefüllten Blüten durchaus gegeben sein. Aber selbst dann ist es im Allgemeinen bei getrennt-geschlechtlichen Blüten unter den Gehölzen nicht schwer, eine weibliche Blüte von einer gefüllten Blüte zu unterscheiden.
Home | Impressum | Datenschutzerklärung | Haftungsausschluss