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Bäume in Darmstadt

4) Die Früchte von Bäumen und Sträuchern

Die Eigenschaft einer Pflanze, ihre Samenanlagen in einem Fruchtknoten zu „bedecken”, verleiht ihr den Begriff Bedecktsamer. Nahezu alle Laubgehölze sind Bedecktsamer, auch Angiospermae genannt. Im Gegensatz dazu stehen die Nacktsamer (Gymnospermae) mit frei liegenden Samenanlagen, was bei den Nadelhölzern in Erscheinung tritt.
So bei einer Pflanze von einer Frucht gesprochen wird, handelt es sich stets um eine bedecktsamige Pflanze, deren Blüte im Zustand der Samenreife eine Frucht darstellt. Nadelhözer besitzen also im botanischen Sinne keine Früchte.

Hinsichtlich der Ausgestaltung und Form einer Frucht, z.B. Apfel, Kirsche, Beere oder Nuss, spielt der Fruchtknoten im weiblichen Teil einer Blüte, dem Gynoeceum, eine entscheidende Rolle. Es ist der Fruchtknoten (Ovar) der bauchige Teil des Stempels, dem sich der oder die Griffel mit den oben abschließenden Narben anschließen.

Fruchtknoten an Blüten
Fruchtknoten an der Blüte eines Spitz-Ahorns (li.) und einer Spätblühenden Trauben-Kirsche (re.)

Im Fruchtknoten befinden sich in der Hauptsache die Samenanlagen und die Eizellen. In den von einem oder mehreren Fruchtblättern (Karpellen) umhüllten Samenanlagen reifen nach der Befruchtung die Samen heran, die wir bspw. als Kerne in einem Apfel kennen. Gelangen die (männlichen) Pollen an die Narbe (= Bestäubung), bildet sich innerhalb des Griffels ein Pollenschlauch der dafür sorgt, dass die Pollen zur Samenanlage gelangen. Genau dann wenn der Pollenschlauch die Samenanlagen erreicht, findet die eigentliche Befruchtung statt, also die Verschmelzung der weiblichen Eizelle mit dem Pollen bzw. der männlichen Samenzelle. Die derart befruchtete Eizelle (Zygote) bildet die spätere Frucht, in der die Samen eingeschlossen sind. Mit anderen Worten und stark verkürzt: Der Fruchtknoten entwickelt sich zur Frucht.
Die sich entwickelnde Frucht muss bestrebt sein, den bzw. die Samen in ihrem Inneren zu schützen. Diese „Schutzhülle”, also die Fruchtwand (Perikarp), besteht im Wesentlichen aus drei Schichten:

Das Perikarp mit seinen drei Schichten kann hinsichtlich seiner Beschaffenheit unterschiedlich ausfallen: fleischig, hautartig oder verhärtet. Es kann dies für das gesamte Perikarp gelten als auch nur einzeln für jeweils eine bestimmte Schicht. Zu berücksichtigen ist, dass die mittlere Schicht, also das Mesokarp, auch mehrschichtig ausfallen kann.



Perikarp einer Frucht
Westlicher Zürgelbaum: Die drei Schichten des Perikarp oben, unten. li. Frucht, unten. re. Samen

Wird ein Samen nicht vollständig von einer Schutzhülle umschlossen, was bspw. bei der Eibe vorkommt, wird von einem Samenmantel (Arillus) gesprochen.

Früchte der Eibe
Samen der Eibe (li. u. re. oben Samen mit Samenmantel, re. unten Samen ohne Samenmantel)

Bei Reife, so ließe sich formulieren, „fallen die Früchte vom Baum”. Letztes Ziel ist stets, den oder die in der Frucht liegenden Samen zu entlassen. Die Samen können von einem Fruchtfleisch umgeben sein und/oder besitzen „Hilfsmittel”, mit denen sie sich verbreiten (bspw. die „Flügel” der Ahorn-Samen oder der haarig-wollige Fortsatz der Weiden-Samen). Um begrifflich alle Teile zusammenzufassen die der Verbreitung des Samens dienen, wird von den Diasporen gesprochen. Eine Diaspore beschreibt also die Frucht mit ihrem Samen selbst wie zusätzlich alle pflanzlichen Elemente, die ihrer Verbreitung dienen.

Diasporen
Diasporen: Winter-Linde (o.li.), Berg-Ahorn (u. li.), Silber-Weide (re.)

Für eine erste grobe Übersicht über die einzelnen Fruchttypen, die morphologischen Zusammenhänge weitestgehend außer Acht lassend, bietet es sich an, die Früchte danach zu unterteilen, ob sie sich bei Fruchtreife öffnen und die Samen „entlassen” (Öffnungsfrüchte) oder die Samen „eingeschlossen” halten und sich als Ganzes ausbreiten (Schließfrüchte).
Die o.g. Früchte der Späten Trauben-Kirsche bzw. des Westlichen Zürgelbaums sind typische Schließfrüchte. Zusammen mit dem Fruchtmantel fallen sie bei Reife vom Baum; entweder der Fruchtmantel zersetzt sich sodann am Boden oder aber der Samen erreicht den Boden, soweit die Früchte über die Vögel das Fruchtfleisch verdaut und den Samen der Frucht wieder ausgeschieden haben. Schließfrüchte öffnen sich auch dann nicht, wenn sie vollständig reif sind. Einige Früchte sind darauf angewiesen, nur durch die Vögel ihren Samen verbreiten zu können; in diesem Zusammenhang wird, was die Freilegung des Samens anbelangt, von der Verdauungsausbreitung (Endorchie) gesprochen.

Die wichtigsten Schließfrüchte sind im Folgenden angeführt.

Von einer Scheinfrucht wird gesprochen, wenn an der Fruchtbildung nicht nur die Fruchtknoten sondern auch andere Teile der Blüte beteiligt sind. So ist bspw. bei den Apfelfrüchten die Blütenachse an deren Ausbildung (das Fruchtfleisch!) zentral beteiligt, womit die Apfelfrucht stets auch eine Scheinfrucht darstellt. Es sind die eigentlichen Früchte der Apfelfrüchte gerade nicht das Fruchtfleisch, sondern deren innenliegende Kerngehäuse. Auch viele Sammelfrüchte können als Scheinfrüchte bezeichnet werden. Als Beispiel sei hier die Erdbeere als Sammelnussfrucht angeführt: der Blütenboden wird zum Fruchtfleisch, in dem sich die winzigen Nüsschen befinden.

Im Gegensatz zu den Schließfrüchten stehen die Öffnungsfrüchte: Bei Reife werden die Samen direkt oder als Diasporen von den Bäumen entlassen und finden so ihre unmittelbare Verbreitung.

Im Folgenden sind die wichtgsten Öffnungsfrüchte angeführt.

So wie bei den Blüten von einem „Blütenstand” gesprochen wird, lässt sich bei den Früchten auch von einem Fruchtstand sprechen. In den meisten Fällen kann von dem Blütenstand direkt auf den Fruchtstand geschlossen werden. Einzelne Blüten entwickeln sich zu Früchten und stehen am Baum z. B. entweder traubenförmig, doldenförmig oder rispig. Solches ist u.a. bei den Kirschbäumen, den Linden oder den Ahornen gegeben.
Bilden mehrere Blüten zusammen eine scheinbar einzelne Frucht, wird von einem Fruchtverband gesprochen. Ein Beispiel ist der Nussfruchtverband der Ahornblättrigen Platane: Aus dem köpfchenartigen Blütenstand (= mehrere Blüten über einen „Kopf” verteilt) entwickeln sich einzelne Nüsse, die allesamt über den Kopf verteilt als eine einzige Frucht erscheinen; sie sind sozusagen miteinander „verwachsen” und bilden somit einen Verband. Abzugrenzen von einem Fruchtverband ist die Sammelfrucht: Einzelne Früchte teilen sich sich einen gemeinsamen Blütenbestandteil, bspw. die Blütenachse oder den Blütenboden. Die Erdbeere (Nüsse teilen die Blütenachse) oder Brombeere (Steinfrüchte teilen den Blütenboden) sind typische Vertreter einer Sammelfrucht. Es liesse sich auch sagen:

Beispiele zu den Früchten an Bäumen und Sträuchern

 

Zum nächsten Kapitel: 5) Grundlegendes zu den Nadelgehölzen


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