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Bäume in Darmstadt

1) Grundlegendes zum Baum

Bäume und Sträucher

Als Holzgewächse kennen wir Sträucher und Bäume. Von einem Baum darf gesprochen werden, wenn die Höhe des Holzgewächses mindestens 2 Meter beträgt und einen Stamm, den sog. Baumstamm besitzt, von dem nach oben hin Äste und Zweige abgehen. Gehen mehrere Stämme ab, so soll einer der aufrechtesten Stämme in Brusthöhe (± 1,30 Meter) mindestens einen Durchmesser von 5 cm aufweisen (= Definition der International Union for Conservation of Nature and Natural Resources, IUCN) .
Sträucher erreichen im allgemeinen keine den Bäumen vergleichbare Höhe und besitzen vom Boden abgehend keinen für sich alleine stehenden Stamm sondern derer mehrere, mit teilweise unterschiedlicher Dicke. Äste und Zweige sind bei Sträuchern – im Gegensatz zu Bäumen – stets bodennah.

Strauch (Ölweide) und Baum (Traubeneiche)
Links eine Schmalblättrige Ölweide (Strauch) und rechts eine Trauben-Eiche (Baum)

Der Baumstamm, kurz Stamm, entspringt dem unter der Erde existierenden Wurzelwerk, welches dem Baum Halt und Stabilität gibt. Vom Stamm gehen die Äste ab und von diesen wiederum die Zweige. Der Bereich wo an den ersten vom Stamm abgehenden Ästen die natürliche Belaubung beginnt bis an die Spitze, dem sog. Wipfel, wird als Krone bezeichnet. In seinem gesamten Erscheinungsbild wird von dem Habitus eines Baumes oder Strauches gesprochen. Zum Habitus gehört neben der Form der Krone bspw. auch die Winkelstellung der vom Stamm abgehenden Äste. Als Kronentraufe wird der Bereich bezeichnet, der sich am Boden exakt unter der Krone befindet.

Die Elemente eines Baumes
Die Elemente eines Baumes am Beispiel eines Spitz-Ahorn (Acer platanoides) li. und einer Gewöhnlichen Esche (Fraxinus excelsior) re.

Ist ein Baum freistehend, wird er also nicht durch benachbarte Bäume in seiner natürlichen Entfaltung behindert, kann u. U. schon über dessen Habitus auf die Gattung des Baumes geschlossen werden. Von weitem also kann das geschulte Auge sodann erkennen, ob es sich bspw. um einen Baum aus der Gattung der Eichen oder aus der Gattung der Ahorne handelt. Nach der Gattung die weitere Bestimmung zur Art hin vorzunehmen, gelingt meistens nur in der näheren Betrachtung der jeweiligen Blätter, Blüten oder Früchte.


Der wissenschaftliche Name von Pflanzen

Um die Art eines Baumes begrifflich festzulegen, also ihren „Namen”, muss zunächst dessen Gattung bekannt sein. Handelt es sich bspw. um die Gattung der Eichen (lat. „Quercus”) und hat die weitere Betrachtung dazu geführt, dass es sich um eine Rot-Eiche (lat. „rubra” = rot) handelt, dann lautet die Art korrekt Quercus rubra, zu deutsch „Rot-Eiche”. Mit anderen Worten: Der Gattungsname (groß geschrieben) steht bei der wissenschaftlichen Beschreibung vor dem „Artepitheton” bzw. „Epitheton” (klein geschrieben). Es ist dies eine grundlegende Struktur der botanischen Nomenklatur, auch als „binäre Nomenklatur” bezeichnet, die auf den schwedischen Naturforscher Carl von Linné (1707-1778) zurückgeht. Zusammengefasst: Der Gattungsname und das nachgestellte Epitheton stellen die Art-Bezeichnung, also den international gültigen Pflanzennamen dar. Ferner lassen sich auch die Gattungen nach bestimmten Merkmalen zusammenfassen, die dann unter dem Begriff der Familie zusammengefasst sind. Die Gattung der Eichen (Quercus) gehört zu der Familie der Buchengewächse (Fagaceae). Steht hinter dem Gattungsnamen nur die Bezeichnung spec. (spec. = „species”), ist damit irgendeine Art dieser Gattung gemeint. So beschreibt die Bezeichnung Quercus spec. eine beliebige Baumart aus der Gattung der Eichen. Gelegentlich kommt eine Gattung vor, der nur eine einzige Art zugeordnet werden kann; in diesem Fall wird von einer „monotypischen Gattung” gesprochen. So gibt es bspw. zu der Gattung Sequoia nur eine einzige ihr zugeordnete Art, nämlich Sequoia sempervirens; das ist der in unseren Breiten gelegentlich in Parkanlagen oder in botanischen Gärten anzutreffende Küstenmammutbaum.

Oftmals wird nach der Angabe des wissenschaftlichen Namen noch die Person angeführt, die die entsprechende Pflanze hinsichtlich Gattung und Art (zuerst) bestimmt bzw. klassifiziert hat (= nomenklatorischer Autorenname). So hat Linné die Stiel-Eiche (Quercus robur) klassifiziert und somit lautet die Artbezeichnung im weiteren Sinne Quercus robur L., wobei das L für Linné steht. Dort wo eine erstmalige Klassifizierung geändert wurde, steht die zuerst klassifizierende Person in Klammern, gefolgt von der Person, die die Änderung bzw. letztmalige Klassifikation vorgenommen hat. So hat der Botaniker H. v. Mattuschka als erster die Trauben-Eiche (Quercus petraea) klassifiziert, was der Botaniker F. Lieblein nur kurze Zeit später modifizierte. Die vollständige Bezeichnung lautet somit Quercus petraea (Matt.) Liebl., wobei hier wieder die gängigen Abkürzungen der Personen Verwendung finden.1)
Hinsichtlich der korrekten Bezeichnung einer Art führen die z. T. nach unterschiedlichen Regeln zu setzenden Autorennamen mehr zur Verwirrung als zu einem zusätzlichen Erkenntnisgewinn bei. Aus diesem Grund werden in diesem Text (und der gesamten Site), soweit statthaft, die nomenklatorischen Autorennamen nicht mit angeführt.

Bäume aus der Gattung der Eichen
Bäume aus der Gattung der Eichen: Stiel-Eiche (Quercus robur) und Trauben-Eiche (Quercus petraea)

Im Allgemeinen sind die Blätter der Bäume einer gemeinsamen Gattung mal mehr und mal weniger ähnlich, wie die folgende Abbildung zeigt. Etwas schwieriger kann es sodann werden, nach der Gattung die jeweilige Art (also zusätzlich noch das der Gattung folgende Epitheton) zu bestimmen.

Eichenblätter
Blätter der Gattung Quercus: Stiel-Eiche, Trauben-Eiche, Rot-Eiche, Zerr-Eiche

Werden, soweit möglich, zwei Pflanzen gleicher Gattung aber unterschiedlicher Art gekreuzt, entsteht als neue Pflanze eine Arthybride. Umgangssprachlich und wenn klar ist, dass es sich um die Kreuzung zweier Arten gleicher Gattung handelt, wird auch nur von einer Hybride bzw. einem Bastard gesprochen. Eine derart neue Art wird durch ein × vor der Artbezeichnung kenntlich gemacht. So ist bspw. aus der Kreuzung der Silber-Pappel (Populus alba) mit der Zitter-Pappel (Populus tremula) die Grau-Pappel (Populus × canescens) als eine Hybride hervorgegangen. Im Allgemeinen werden bei der Angabe des wissenschaflichen Hybridnamen zusätzlich die Elternteile angeführt, also Populus alba × Populus tremula.
Wo eine Hybride zwischen zwei Unterarten gleicher Art gegeben ist, letztlich also innerhalb der gleichen Art, wird von einer Nothosubspecies gesprochen, abgekürzt „nothosubsp.”.

Lässt sich ein Gehölz seiner Art nach bestimmen, hat man zu 95% gewonnen. Oftmals aber — und das steht für den Formenreichtum der Natur — gibt es sodann Gehölze, die sich hinsichtlich einer festgestellten Art dennoch weiterhin unterscheiden lassen über:

Nach dem wissenschaftlichen Namen (Gattung und Art) kann — wie oben angeführt — sodann noch eine Unterart, Varietät oder Form angegeben sein. Leider ist in den botanischen Beschreibungen nicht immer Eindeutigkeit gegeben; es ist dies vor allem bei der Eingruppierung hinsichtlich einer Unterart/Varietät (ssp./var.) oder Varietät/Form (var./for.) zu beobachten.

Als Beispiel für eine weitergehende wissenschaftliche Bezeichnung sei hier die gewöhnliche Buche angeführt, die uns in fast jedem Wald begegnet: Sehr hoch, saftig grüne Bätter und mit einem glatt-rindigen grauen Baumstamm versehen, der an ein Elefantenbein erinnern mag. Ihr deutsch-umgangssprachlicher Name ist auch „Rot-Buche”, wobei sich der Namensbestandteil „rot” lediglich auf die leicht rötliche Färbung des Holzes zurückführen lassen mag. Der wissenschaftliche Name lautet Fagus sylvatica. Soweit alles gut. Nun gibt es auch in unseren deutschen Breiten Buchen, die sich in fast nichts von der Rot-Buche Fagus sylvatica unterscheiden, nur in im Allgemeinen einem deutlichen Merkmal: der Farbe der Blätter und Blüten. Es wird bei diesen mit roten Blättern versehenen Buchen, umgangssprachlich „Blutbuchen” genannt, sodann von der „Form” purpurea gesprochen. Der vollständige wissenschaftliche Name der rotblättrigen Buche (= Blutbuche) lautet demnach Fagus sylvatica for. purpurea oder Fagus sylvatica f. purpurea.

Formen der Rot-Buche
Links (Bildmitte) Rot-Buche Fagus sylvatica, rechts Rot-Buche Fagus sylvatica for. purpurea

Ist nunmehr ein Baum oder Strauch bis zu seiner — soweit gegeben — Unterart, Varietät oder Form bestimmt, mag noch lange nicht Ruhe im Kasten sein. Ein wie auch immer gegebener Baum kann Ausgangspunkt für weitere „Züchtungen” bzw. „Sorten” sein. Nirgendwo wird das deutlicher als bei den Obstbäumen. So gibt es bspw. den „ganz normalen” Apfelbaum, dessen Früchte wohlschmeckend genießbar sind; in diesem Zusammenhang wird sodann von dem „Kultur-Apfel” gesprochen und ein solcher Apfelbaum trägt die Bezeichnung Malus domestica. Durch gezielte Züchtung gibt es Tausende an Apfel-Sorten und so gibt es eben Tausende unterschiedliche Malus domestica, ihrer „Kulturform” oder „Züchtung” nach stets geringfügig unterscheidbar. In diesem Zusammenhang ist es lediglich wichtig, sich zu vergegenwärtigen, dass Varietäten oder Formen einer Art naturgegeben sind, Sorten bzw. Cultivare oder Züchtungen hingegen stets auf gezielt menschliches Eingreifen zurückgehen.

Im Rahmen einer Baumbestimmung auf die einzelnen „Sorten” einzugehen, so denn welche existieren, artet zuweilen zu einer Mammutaufgabe aus und ist — im Kontext einer allgemeinen Baumbestimmung — nur in wenigen Fällen erkenntnistheoretisch sinnvoll. Ein Beispiel für eine sinnvolle Angabe einer Sorte stellt der Silber-Ahorn (Acer saccharinum) dar. So ist durch eine gezielt (manipulative) Züchtung aus dem Silber-Ahorn die Sorte „Laciniatum Wieri” entstanden, die uns in städtischen Anlagen oftmals begegnet. Die Beschreibung über den wissenschaftlichen Namen der Sorte „Laciniatum Wieri” lautet vollständig: Acer saccharinum 'Laciniatum Wieri'; es wird also die Sorte nach der Artbezeichnung angeführt, nicht in Kursivschrift und i.d.R. in einstelligen Anführungszeichen eingefasst.

Blätter des Silber-Ahorns
Blätter des Silber-Ahorns: Acer saccharinum (links), Acer saccharinum 'Laciniatum Wieri' (rechts)

Baumbezeichnungen
Beispiele zu den Bezeichnungen von Bäumen in den botanischen Gärten 2)


Der Habitus von einem Baum

Entfernen wir von der nahen Betrachtung eines Baumes über seine Blätter und nehmen etwas Abstand zu dem Baum ein, mag uns, soweit der Baum alleine für sich in der Landschaft steht, also einen Solitär darstellt, sein Habitus entgegentreten. Im allgemeinen wird unter dem Habitus eines Baumes die Form seiner Krone, die Höhe und die Wuchsform der Äste bezeichnet. Statthaft ist es aber auch, unter dem Habitus ferner die Blütenfarbe, die Art der Früchte und die Borke einzubeziehen. Beschränken wir uns hier auf die Krone eines Baumes (oder Strauch), lassen sich im wesentlichen fünf Kronenformen beschreiben.

Kronenformen eines Baumes
Grundlegende Kronenformen eines Baumes

Werden die Bäume in ihrem Wuchs nicht durch benachbarte Bäume oder andere Umstände behindert, zeigen sie sich als ein Solitär und nur unter diesen Umständen ist es möglich, die für eine Baumart charakteristische Kronenform beschreiben zu können.

Verschiedene Kronenformen eines Baumes
Verschiedene Kronenformen eines Baumes

Der Wuchs eines Baumes ist ein elementares Merkmal seines Habitus. An dieser Stelle sollen grob drei Wuchsformen vorgestellt werden:

„Aufrecht” bedeutet, dass die Äste im wesentlichen senkrecht nach oben wachsen. Je spitzer der Winkel der Hauptäste zum Stamm ist, desto aufrechter ist der Wuchs. Bei einem sehr spitzen Winkel kann sodann auch von einem „straff aufrechten” Wuchs gesprochen werden.
„Sparrig” beinhaltet, dass die Äste zum Baumstamm oftmals in einem nahezu rechten Winkel stehen. Das muss nicht bei jedem Ast so sein, fällt aber insoweit auf, als dass nicht von einem aufrechten Wuchs gesprochen werden kann.
„Hängend” beschreibt vor allem die Ausläufer (= Astenden) aufrecht oder sparrig wachsender Äste die sich nach unten neigen. Ein hängend sehr extremer Zustand wird auch durch die Eigenschaften „überneigend” oder „überhängend” beschrieben.

Verschiedene Wuchsformen eines Baumes
Verschiedene Wuchsformen eines Baumes

Oftmals treten uns Bäume entgegen, die im klassischen Sinne keinen für sich alleine stehenden Baumstamm besitzen, sondern mehrstämmig sind. Eine solche Mehrstämmigkeit beginnt stets am Boden oder in dessen Nähe.
In dem Bereich wo ein Stamm sich in zwei etwa gleich starke Stämme teilt, sozusagen im Wettbewerb um die Dominanz zur Bildung einer Krone hin, wird von einem Zwiesel gesprochen. Liegt der Zwiesel bei über 1,30 Meter Höhe (= „Brusthöhe”), kann von einem eigenständigen Baumstamm (bis zum Zwiesel) gesprochen werden; es folgen nach dem Zwiesel die beiden „Stämmlinge”. Im anderen Fall, wenn also der Zwiesel unterhalb der Brusthöhe liegt, liegen zwei eigenständige Baumstämme vor und es ließe sich sodann auch von einer Mehrstämmigkeit sprechen.

 Mehrstämmigkeit bei Bäumen
Mehrstämmigkeit bei einer Bruchweide (Salix fragilis) und der Chinesischen Flügelnuss (Pterocarya stenoptera)

Zwiesel bei Bäumen
Zwiesel bei einer Schwarznuss (Juglans nigra) und Winter-Linde (Tilia cordata)


Die Blätter eines Baumes und die Blattstellung

Die Blätter von einem Baum oder einem Strauch sicheren deren Existenz. Über die Spreite findet die Photosynthese statt – in Kurzform: Das Blatt wandelt die Energie des Sonnenlichtes in Nährstoffe für den Baum um. Der Erfindungsreichtum der Natur hinsichtlich der Form eines Blattes (= Blattform) kennt offensichtlich keine Grenzen. Im engeren Sinne lässt sich unter der Blattform die Form der Spreite verstehen.
Eine erste Einteilung der Blätter gelingt über die Beschreibung von deren Grundform. So gibt es das Laubblatt, das Nadelblatt und das Schuppenblatt.

Grundformen der Blätter
Blatt-Grundformen

Bäume mit Laubblättern werden dem Laubholz und die nadel- bzw. schuppenförmigen Blätter dem Nadelholz zugeordnet. Laubblätter haben im allgemeinen immer eine Ober- und Unterseite. Auch Nadelblätter können eine Ober- und Unterseite aufweisen, treten aber als richtige Nadeln auch mit einem viereckig bis runden Querschnitt auf. Schuppenblätter können als sich überlappende, sehr kleine Nadelblätter beschrieben werden.
Allen Blättern ist gemein, dass sich ihr Blattgrund, also der Beginn des Blattstiels, an einem sog. Spross befindet. Blätter die nicht gestielt sind, werden als „auf dem Spross aufsitzend” oder „sessil” (lat. sessil = sitzend) bezeichnet. Die Einheit des Blattgrundes am Spross wird Knoten oder (lat.) Nodius bzw. Nodus genannt. Zwischen zwei Knoten (Nodi), also in dem Bereich wo sich keine Blätter vom Spross abgehend befinden, ist das Internodium. Ein Spross besitzt also im allgemeinen mehrere Internodien.

Nodium, Internodium und Spross
Nodien und Internodien am Beispiel der Schmalblättrigen Ölweide (li.) und dem Haselnussstrauch (re.)

Nunmehr kann mit dem Begriff des Internodium, also dem Abstand zwischen zwei Knoten, eine Differenzierung hinsichtlich der Blätter an einem Kurztrieb oder einem Langtrieb vorgenommen werden. An einem Langtrieb sind die Internodien normal entwickelt, d.h. hier findet merklich das Wachstum des Baumes in die Höhe bzw. in die Breite statt. Im Gegenstz dazu stehen die Kurztriebe, wo die Internodien verschwindend klein oder gar nicht existieren bzw. die Blätter dicht gedrängt aneinanderliegen. In der Regel lassen sich Kurztriebe an älteren Zweigen und Ästen beobachten. Langtriebe und Kurztriebe können gleichzeitig an einem Baum auftreten.

Langtrieb und Kurztriebe an einer Schlehe
Am Beispiel einer Schlehe (Prunus spinosa): links ein Langtrieb und rechts Kurztriebe

Blätter an einem Baum oder Strauch wachsen nicht „irgendwie” und schon gar nicht „irgendwo”. Die Beobachtung der Blattstellung, also wie die Blätter bezüglich ihrer benachbarten Blätter stehen, ist ein weiteres entscheidendes Kriterium zu der Artbestimmung eines Baumes. Hier ist es ratsam, hinsichtlich der Blattstellung stets die älteren Langtriebe zu betrachten. In der Hauptsache lassen sich vier grundverschiedene Blattstellungen beschreiben: die gegenständige, die wechselständige, die quirlständige und die büschelständige Blattstellung. Es bedeutet

Blätter gegenständig und wechselständig
Links ein Feuer-Ahorn mit gegenständiger und rechts eine Sommer-Linde mit wechselständiger Blattanordnung

Blätter gegenständig und wechselständig
Links der Zweig eines Haselnusss-Strauches mit gegenständiger und rechts eine Grau-Pappel mit wechselständiger Blattanordnung

Quirlständige Blattstellung bei dem Oleander
Bei dem Oleander liegt mit drei Blättern je Nodium eine quirlständige Blattstellung vor.

Die büschelständige, kurz „büschelige” Blattstellung, lässt sich sehr schön an den Lärchen beobachten: Die Nadel-Blätter kommen „büschelig” aus einem Nodium heraus. Die Büschel der Lärche selbst sind wechselständig am Spross angeordnet, weshalb hier oftmals auch von einer „wechselständig-büscheligen Blattstellung” gesprochen wird.

Büschel einer Lärche
Büschelständige Blattstellung am Spross einer Lärche

Die vier o.g. grundlegenden Blattstellungen, gegenständig, wechselständig, quirl- und büschelständig, können ihrerseits noch einmal differenzierter betrachtet werden.
Ist bei einer gegenständigen Blattstellung die Achse zweier gegenüberliegender Blätter nach je einem Internodium um 90° gedreht, wird von einer kreuz-gegenständigen Blattstellung gesprochen. Von oben auf den Spross runtergeschaut ergeben alle Achsen übereinandergelegt ein Kreuz mit jeweils einem rechten Winkel.

Lavendel-Spross
Kreuz-gegenständige Blattstellung am Spross eines Lavendel

Eine wechselständige Blattstellung wird als zweizeilig (lat. distich) bezeichnet, wenn nach jedem Internodium die Blätter um 180° versetzt sind. Es lässt sich auch sagen: An dem einen Nodium ist das Blatt links und am folgenden Nodium rechts – und dies immer (nahezu) in genau dieser Abfolge. Aus der wechselständigen Anordnung in zwei gegenüberliegenden Reihen am Spross kommt der Begriff „zweizeilig”.

Zweige mit zweizeiliger Blattstellung
Zweizeilige Blatt- bzw. Nadelstellung (von li. nach re.): Ulme (Ulmus spec.), Biondis Zürgelbaum (Celtis biondii), Echte Sumpfzypresse (Taxodium distichum var. distichum)


Laubhölzer und Koniferen

Es werden – sehr vereinfacht formuliert – als Laubgehölze oder Laubhölzer die Bäume und Sträucher bezeichnet, die keine Nadeln besitzen und/oder keine „Zapfen” zur Verteilung ihrer Samen bilden. So besitzt bspw. der Kirschbaum keine Nadeln und entwickelt auch keine Zapfen, sondern Steinfrüchte, die „Kirschen” – ist also ein Laubgehölz.
Nadelhözer, im weiteren Sinne auch als Koniferen bezeichnet, sind die Bäume oder Sträucher, die zur Samenverteilung „Zapfen” entwickeln. Typische Vertreter hierfür sind die Tannen, Fichten, Kiefern und Eiben. Es gehören aber auch diejenigen Gehölze dazu, die statt Nadeln Schuppenblätter tragen, etwa Zypressen oder die Wacholder.

Laubhölzer
Laubhölzer. 1: Echte Mehlbeere (Sorbus aria), 2: Rotblühende Rosskastanie (Aesculus × carnea)

Koniferen
Koniferen. 1: Gewöhnliche Fichte (Picea abies), 2: Riesenmammutbaum (Sequoiadendron giganteum)

Die meisten Laubgehölze sind sommergrün. Es bedeutet dies, dass sie ihre Blätter im Frühjahr austreiben und im Herbst wieder abwerfen. Auch unter den Koniferen gibt es einige Arten die sommergrün sind, also ihre Nadeln im Herbst abwerfen; dazu gehören bspw. die Sumpfzypressen und die Lärchen. Für wintergrüne Gehölze gilt: Blattaustrieb um den Herbst herum und Blattabfall im folgenden Frühling; hierzu zählen z. B. einige Heckenkirschen der Gattung Lonicera. Die sommer- bzw. wintergrünen Pflanzen besitzen also im Allgemeinen, über ein Jahr besehen, genau eine Vegetationsperiode, wo sie ihr Blattwerk entwickeln und wieder abwerfen. Gehölze die ihr Blattwerk über eine Vegetationsperiode hinaus behalten, also im Sommer wie im Winter „grün” sind, werden als immergrüne Gehölze bezeichnet. Zu den immergrünen Gehölzen gehört die Mehrzahl der Koniferen, aber auch viele Laubhözer wie etwa die Stechpalmen und einige Sträucher der Gattung Viburnum.


Der Baumstamm, seine Rinde und das Holz

Eine nicht unwesentliche Bedeutung hinsichtlich einer Baumbestimmung erfährt der Baumstamm, vor allem bei älteren Bäumen. Gleichwohl sei an dieser Stelle bemerkt, dass eine Baumbestimmung über das Aussehen der äußeren Schicht eines Baumstammes ungleich schwieriger, stellenweise gar nicht möglich ist, als etwa über die Blätter, Blüten oder Früchte.
Die folgende Abbildung zeigt schematisch (und nicht maßstabsgetreu) den Stammquerschnitt eines dreijärigen Baumes. Interessant ist die Möglichkeit, das Alter eines Baumes durch seine sog. „Jahresringe” zuverlässig anzugeben. Es ist hierbei zu berücksichtigen, dass im Frühjahr wasserleitende Zellen mit weiten Gefäßen (= Frühholz) und danach wasserleitende Zellen mit engeren Gefäßen (= Spätholz) gebildet werden. Das optisch vom Frühholz unterscheidbare Spätholz beschreibt den eigentlichen Jahresring. Mit anderen Worten: Frühholz und Spätholz beschreiben ein Jahr. Es wird der Baumstamm somit jährlich dicker und die stets letzte Bildung von Spätholz erfolgt durch das Kambium, eine Schicht sehr teilungsfähiger Zellen, die einerseits nach innen das eigentliche Holz und nach außen die Rinde als Schutzhülle bilden. Das Bast als „innere Rinde” im Gegensatz zur Borke als „äußere Rinde” ist letztlich auch für den Transport der durch die Blätter über deren Photosynthese gebildeten Zucker in den Stamm und das Wurzelwerk verantwortlich.

Querschnitt durch einen Baumstamm
Schematischer, nicht maßstabsgetreuer Querschnitt durch einen Baumstamm

Das äußere Holz ist – ganz grob formuliert – auch für den Wassertransport nach oben verantwortlich, die Rinde für die Energiezufuhr nach unten. Im Frühjahr, also dann wenn der Blattaustrieb stattfindet, kehrt sich der Transportweg innerhalb der Rinde um: Die Zufuhr von energiereichem Saft geht von unten nach oben an die Knospen. Hierbei wird deutlich, dass eine Beschädigung der Rinde bzw. des darunterliegenden Kambium für den Baum schwerwiegende Folgen haben kann, denn es wird die beidseitige Energiezufuhr gestört oder gar unterbrochen.

Unterschieden wird bei dem Holz eines Baumes zwischen dem Kernholz und dem Splintholz. Das Kernholz im Inneren des Stammes umfasst, abhängig von der jeweiligen Baumart, einen mehr oder weniger großen Bereich bzw. eine bestimmte Anzahl an Jahresringen als „totes Holz”, das nicht mehr dem Wassertransport sondern als stützendes Element des Baumes dient. Die äußere Holzschicht, auch hier in der Breite bzw. der Anzahl an Jahresringen abhängig von der jeweiligen Baumart, stellt als aktives wasserleitendes Element das Splintholz dar. Das Splintholz weist in vielen Fällen eine hellere Färbung auf als das Kernholz und ist im Gegensatz zu Letzterem auch weicher. Im Holzbau findet überwiegend das Kernholz Verwendung. Interessanterweise gibt es einige Bäume, die nur Splintholz besitzen, d.h. wo der gesamte Stamm an dem Wasser- und Nährstofftransport beteiligt ist; das ist bspw. bei der Birke der Fall.

Die Borke bildet den äußeren Abschluss eines Baumstamms. Sie besteht u. a. aus abgestorbenem Zellgewebe der inneren Rinde (dem Bast) und kann sich ggf. vom Stamm lösen. Die Borke ist bei vielen Bäumen immer auch eine zusätzliche Schutzschicht vor äußeren Einflüssen wie Schädlinge oder Sonneneinwirkung.

Rinde und Borke
Von links nach rechts: Rot-Buche mit glatter Borke, Baumhasel mit längsrissig gefurchter Borke, Ahornblättrige Platane mit abfallender dünner Borke

Die Borke kann zur Bestimmung einer Baumart ein sehr wesentliches Merkmal darstellen; es ist dieses jedoch im Allgemeinen nur bei älteren Bäumen möglich, denn in der Mehrzahl der Bäume unterscheidet sich die Borke junger Jahre grundlegend von einer über Jahrzehnte angelegten Borke (Bsp. Gewöhnliche Esche). Gleichwohl können auch die Borken junger Bäume durchaus charakteristische Merkmale für ihre Art aufweisen. (Bsp. Silber-Pappel).

Borken junger und älterer Bäume
Borken zweier Baumarten (jeweils links junger Baum, rechts älterer Baum)

Hin und wieder passiert es, dass man ein schönes Bild von der Borke eines Baumes machen will und feststellt, dass dieses auf die Schnelle nicht möglich sein wird: Der Baumstamm bringt auch ganz unten aus dem Stamm junge Triebe hervor, die im Sommer die eigentliche Borke bzw. den Stamm verdecken. Es sind dies die sog. Waserreiser (Einzahl Wasserreis). „Schlafende Knospen” fangen an Triebe zu entwickeln, bspw. wenn die Stammpartie ungewohntermaßen plötzlich Licht erhält; aber auch „Stress” in der normalen Blattentwicklung (in der Krone) kann zu einem massiven Austrieb an Wasserreisern führen. Die stets nur Blätter und keine Blüten tragenden Waserreiser eignen sich in der Regel nicht für die Bestimmung des entsprechenden Baumes, da die Größe und Form der Blätter eines Waserreis oftmals von denen der Krone abweicht.

Wasserreiser
Li. Massive Wasserreiser am Stamm einer Flatter-Ulme (Ulmus laevis), re. Wasserreiser am Stamm einer Schwedischen Mehlbeere (Sorbus intermedia)


Das Wurzelwerk

Bäume wie auch Sträucher besitzen verschiedene „Wurzelsysteme”. Ihre Wurzeln können sehr tief in den Boden reichen oder sich nur oberflächennah ausbreiten. Von Mischformen zunächst abgesehen, werden drei Wurzelsysteme unterschieden:

Das Pfahlwurzelsystem zeigt eine deutlich, pfahlähnliche Hauptwurzel die sehr tief in den Boden reicht, versehen mit rundherum mehr oder weniger abgehenden, nach hunten gerichteten Seitenwurzeln. Auch die Wurzel eines Herzwurzelsystems reicht noch relativ tief in den Boden, jedoch nicht in der stringenten Form wie bei einem Pfahlwurzelsystem. Es gehen die Wurzel von den nach unten reichenden Hauptwurzeln rundherum in die Breite. Oftmals stellt dieses System seiner Gestalt nach ein Herz dar. Das Senkerwurzelsystem schließlich verbleibt mit seinen Hauptwurzeln horizontal oberflächennah, wobei von diesen ausgehend die weiteren Wurzeln (= Senker) mehr oder weniger senkrecht in den Boden reichen.

Wurzelsysteme
Die drei wesentlichen Wurzelsysteme von Bäumen

Typische Vertreter der drei o.g. Wurzelsysteme:

Über das Herzwurzelsystem und insbesondere aber über das Pfahlwurzelsystem erhält ein Baum seine größte Stabilität. Eine Pfahlwurzel kann über ihre Hauptwurzel zwischen 5 bis 10 Meter tief in den Boden reichen. Bäume mit einem Senkerwurzelsystem sind – abhängig von ihrer Lage – bei einem Sturm nicht immer optimal gesichert (= „windwurfgefährdet”) so dass u. U. der ganze Baum mitsamt seinem Wurzelsystem aus dem Boden gerissen werden kann.
Die Pfahl-, Herz- u. Senkerwurzelsysteme stellen in dieser Klassifizierung idealtypische Wurzelsysteme dar. Oftmals kommt es vor, dass ein Baum, vor allem in seiner Jugendzeit, anfänglich ein Pfahlwurzelsystem, später aber dann zunehmend ein Herzwurzelsystem annimmt. Mit anderen Worten: Die Wurzelsysteme sind sehr vielgestaltig und nicht immer lässt sich eindeutig ein bestimmtes Wurzelsystem ausmachen.

Genannt werden sollen an dieser Stelle noch die Flachwurzler. Hier sind im Allgemeinen die Wurzeln der Bäume derart oberflächennah, als dass sie noch von außen beobachtbar sind, so bspw. gelegentlich bei der Trauben-Eiche oder bestimmten Fichtenarten. Es lassen sich die Flachwurzler als eine Sonderform des Senkerwurzelsystems beschreiben.

Wurzeln verleihen einem Baum nicht nur Stabilität und versorgen ihn mit Nährstoffen. Bei einigen Arten sorgen die Wurzeln auch gleich für den Nachwuchs, rund um den Mutterbaum herum (= vegetative Vermehrung). Solches ist bspw. bei den Pappeln und Robinien zu beobachten. Es wird hier von der sog. Wurzelbrut gesprochen (= Wurzelschösslinge oder kurz Schösslinge).

Wurzelbrut an Pappeln
Wurzelbrut an einer Grau-Pappel (li.) und einer Schwarz-Pappel (re.)


Anmerkungen:
1) Der jeweils vollständige Autorenname kann über die Online-Datenbank IPNI herausgefunden werden, wenn dort im Suchfeld die gängige Abkürzung des nomenklatorischen Autorennamen eingegeben wird.
2) Die beispielhaft gezeigten botanischen Bezeichnungen sind offensichtlich veraltet bzw. stehen im Widerspruch zu den entsprechenden Baumbeschreibungen hinsichtlich Unterart/Varietät bei Roloff/Bärtels 2018 [ Lit. R01 ].


Zum nächsten Kapitel: 2) Das Laubblatt von Bäumen und Sträuchern


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