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Bäume in Darmstadt

Japanischer Schnurbaum
(Styphnolobium japonicum)

Andere Bezeichnungen: Japanischer Pagodenbaum, Sauerschotenbaum, Perlschnurbaum

Japanischer Schnurbaum
Blühender Japanischer Schnurbaum, Monatswechsel Juli/August

Zugegeben: Ein interessierter Baum-Laie ist doch zunächst etwas irritiert, erst im August einen prächtig, beige bis weißfarben blühenden Baum zu entdecken, der entfernt an eine Robinie erinnern mag. Wie die Robinie auch, besitzt der Japanische Schnurbaum unpaarig gefiederte Blätter, deren Blättchen glattrandig sind. Und ganz entfernt mag man auch die Blüten mit einer Robinie assoziieren. Und doch lassen sich bei genauerem Hinsehen die Abgrenzungen zur Robinie deutlich beschreiben, etwa hinsichtlich der Form der Blättchen, der Borke, des Blütenstandes und auch der Fruchtanordnung. Es ist der Japanische Schnurbaum überdies unbewehrt, somit ohne Dornen.

Der bis zu etwa 25 Meter Höhe erreichende Japanische Schnurbaum stammt aus Japan, Nordchina und Korea, ist also in europäischen Breiten nicht beheimatet. Zu finden ist er bei uns in Deutschland dennoch sehr häufig als Park- und Straßenbaum, oftmals in Kultur. Seine Krone ist weit verzweigt und zeigt sich gerne schirmförmig.

Japanischer Schnurbaum: Astwerk
Astwerk von einem Japanischen Schnurbaum

Hat man es nicht gerade mit der Kulturform 'Pendulum' zu tun, gehört etwas Glück dazu einen Baum zu erwischen, an dessen Blätter man ohne Leiter oder Kletterei herankommt. Ist das geschafft, mag man sich im Besitz bis zu 25 cm langer und unpaariger Fiederblätter befinden. Die – vom Endblättchen abgesehen – nur sehr kurz gestielten Blättchen fühlen sich sehr zart und samtig an. Es können an der Spindel 7-17 Blättchen vorzufinden sein, die allesamt überwiegend eine eiförmig bis elliptische Form aufweisen, versehen mit einem spitzen Spreitenende. Die im Gegensatz zur Oberseite hellere Blattunterseite ist samtig behaart und die Mittelader tritt deutlich hervor. Ein Blättchen kann bis zu 7 cm lang und 3 cm breit sein.

Japanischer Schnurbaum: Blattober- u. unterseite
Japanischer Schnurbaum: li. Blattoberseite, re. Blattunterseite

Neben den „idelatypischen” Blättern die ein Baum – hier der Japanische Schnurbaum – hervorbringt, gibt es immer und überall Abweichungen, bspw. in der Form der Blättchen oder im Fehlen des Endblättchens. Es ist dies sozusagen eine Laune der Natur.

Japanischer Schnurbaum: Blätter
Weitere Blätter von einem Japanischen Schnurbaum

An der abgerundeten Basis der Blättchenunterseite lässt sich sehr deutlich eine „Verdickung” des Blattstiels beobachten, versehen mit einer etwas dunkleren Behaarung. Die Spitze eines Blättchen ist sehr ausgeprägt und in dieser Form bei Robinien nicht vorzufinden. Unter einer Vergrößerung stellt man auch fest, dass die Blattspindel ebenso leicht behaart ist.

Blattdetails am Japanischen Schnurbaum
Japanischer Schnurbaum: li. Unterseite der Blättchen an der Spindel, mittig die Spitze eines Blättchen, re. Behaarung der Spindel

Wird das stets wechselständig angeordnete Fiederblatt am Spross gebrochen, tritt einem an der Bruchstelle kurzzeitig ein sehr scharfer Duft entgegen. Die Blattnarbe (= Bruchstelle zum Spross) ist deutlich schwarzfarben. Der Spross selbst ist mit hellbraunen Lentizellen versehen, die bei dem jungen Ast sodann in warziger Form in Erscheinung treten.

Spross am Japanischen Schnurbaum
Japanischer Schnurbaums: li. oben Blattnarbe eines gerade entfernten Fiederblattes, li. unten. Lentizellen am Spross, re. Lentizellen an einem jungen Ast

Die „späte Blüte”, nämlich erst im August bis zuweilen in den September hinein, ist ein hervorstechendes Merkmal des Japanischen Schnurbaums. Kein Baum in europäischen Breiten bringt erst zu dieser Jahreszeit seine (erste) Blüte. Die beige bis weißfarbenen Schmetterlingsblüten, 1-1,5 cm lang, hängen in auffallend großen, bis etwa 25-30 cm langen Rispen.1) Wo sich mit Abklingen der Blütezeit im August „ein Meer” an Blütenblättchen auf dem Boden befindet, darf ziemlich sicher auf einen Japanischen Schnurbaum geschlossen werden.

Schmetterlingsblüten des Japanischen Schnurbaumes
Schmetterlingsblüte von einem Japanischen Schnurbaum

Der Japanische Schnurbaum entwickelt als Früchte bis zu 8 cm lange Hülsen, wo sich die Samen befinden. Es wird in diesem Zusammenhang beim Japanischen Schnurbaum sodann von einem „Hülsenfrüchtler” gesprochen. Die Hülsen können bis zu 6 Samen beinhalten und jetzt kommt der Begriff „Schnur” in's Spiel: Jeder einzelne Samen ist nahezu abgetrennt vom Vorgänger bzw. Nachfolger, d.h. die Hülse „verdünnt” sich zwischen zwei Samen nahezu zu einer „Schnur”. Mit anderen Worten: Die Samen sind „eingeschnürt” – „Schnur-Baum” eben.

Früchte des Japanischen Schnurbaums
Japanischer Schnurbaum im September: Früchte (li. und re. o.), Samen (re. u.)

Die graufarbene Borke ist längsrissig sehr furchig. Zuweilen löst sie sich bei älteren Bäumen in größeren Stücken ab. Ganz alte Japanische Schnurbäume erinnern gelegentlich mit ihren tiefen Furchen entfernt an ebenso sehr alte Robinien.

Borke des Japanischen Schnurbaumes
Borken Japanischer Schnurbäume

Borken alter Japanischer Schnurbäume
Borken alter Japanischer Schnurbäume


Anmerkungen:
1) Vereinzelt treten auch rosafarbene Blüten auf. Solche sprechen aber nicht für Styphnolobium japonicum und es ist dann zu prüfen, ob es sich ggf. um die nur selten in Parkanlagen und botanischen Gärten anzutreffende Art Styphnolobium affine handeln könnte.


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