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Bäume in Darmstadt

Ginkgo
(Ginkgo biloba)

Andere Bezeichnungen: Fächerblattbaum, Ginko, Ginkgobaum

Ginkgo
Ginkgo in einem Vorgartenbereich, Anfang August

Schon über seinen Habitus ist der zweihäusig veranlagte Ginkgo aus weiter Ferne als solcher dingfest zu machen: Kerzengerader Stamm und Äste, die in einem nahezu rechten Winkel vom Stamm abgehen. So man in seiner Nähe ist und sich eines seiner Blätter näher anschaut, reibt man sich die Augen: Offensichtlich kennt das Blatt eines Ginkgos keine Ober- und Unterseite. Und noch etwas: Der Ginkgo ist ein Nacktsamer, seine Samenanlagen liegen also frei auf den Fruchtblättern – das bringt ihn in die Nähe der Nadelhölzer. Nach der Bestäubung durch Wind oder Insekten bilden sich über die Samenanlagen der Fruchtblätter steinfruchtartige Samen. Es sind dies etwa 2,5 cm dicke eiförmig bis kugelige Kerne, die mit einem orange-rötlichen Fruchtmantel versehen sind. Es sind die Früchte tragenden Ginkgos die weiblichen Bäume, die nur selten anzutreffen sind, da nach dem Abfall der reifen Früchte, etwa im Oktober/November, diese einen sehr unangenehmen Duft verbreiten. Im Herbst zeigt der Ginkgo, der eine Höhe bis zu 40 Metern erreichen kann, eine markante gold-gelbe Blattfärbung.

Ginkgo mit Herbstfärbung
Ginkgo mit Herbstfärbung im Botanischen Garten der TU Darmstadt, November 2021

Die Ober- und Unterseite eines Ginkgoblatts ist identisch, so dass im eigentlichen Sinne überhaupt nicht von einer Ober- bzw. Unterseite gesprochen werden kann. Der Form nach ähnelt die Spreite einem Fächer, weshalb auch von der „Fächerform” gesprochen wird. Im oberen Randbereich weist die Spreite oftmals einen Einschnitt auf, der kaum merklich klein, aber auch sehr tief bis zur Zweilappigkeit des Blattes ausfallen kann; es ist der gesamte Randbereich unregelmäßig gewellt. Die Spreitenbreite liegt zwischen 10 cm bis 12 cm. An Kurztrieben können 3-6 Blätter in rosettenähnlicher Anordnung anliegen, hingegen ist die Anordnung an Langtrieben im weitesten Sinne schraubenartig. Der obere Einschnitt ist hauptsächlich an den Blättern der Langtriebe vorhanden, während er bei den Blättern an Kurztrieben im allgemeinen nicht vorhanden ist.

Ginkgo: Blattwerk
Ginkgo: Blattwerk

Ginkgo: Blätter unterschiedlicher Form
Ginkgo: Blätter unterschiedlicher Form am gleichen Baum

Der Ginkgo ist zweihäusig veranlagt, d.h. es gibt männliche und weibliche Ginkgos. Die gestielten, etwa 2,5 cm großen Steinfrüchte des weiblichen Ginkgos erinnern entfernt an Mirabellen. Es bedeutet das chinesische „Gin-kyo” auf deutsch „Silberaprikose" und bezieht sich auf das Aussehen der noch von einer Schale umgebenen innersten Kerne (= Samen). Die Fruchtkerne werden insbesondere von Japanern und Chinesen geröstet und gleich wie Pistazien verzehrt. Das Fruchtfleich riecht bei den reifen Früchten sehr unangenehm, ähnlich ranziger Butter.

Früchte von einem Ginkgo
Ginkgo: li. reifende Frucht im August, re. Frucht im Dezember abgefallen

Wie bei fast allen Bäumen so ist auch bei dem Ginkgo die Rinde anfänglich glatt. Sie entwickelt sich zu einer Schuppenborke und zeigt später zunehmend längliche, dicke Wülste, die durch den Farbkontrast zu den Furchen deutlich erkennbar sind. Im Alter ist die Borke graufarben und mehr oder weniger unregelmäßig zerklüftet.

Ginkgo: Borken
Ginkgo: li. u. Mitte Borke jüngerer Bäume, re. alter Ginkgo

Die Wuchsform eines noch jungen Ginkgos lässt sich über das folgende Bild deutlich veranschaulichen: Aufwärts strebend mit stets nahezu im rechten Winkel abgehenden Ästen.

Wuchsform eines noch jungen Ginkgos (April)
Wuchsform eines noch jungen Ginkgos (im April), seine Balance noch suchend...

Verwandte Arten des Ginkgos gab es schon vor über 100 Millionen Jahren, also erdgeschichtlich besehen bereits in der Kreidezeit. Für den Ginkgo hat sich daher als ein stehender Begriff „lebendes Fosil” eingebürgert, zumal sich sein Aussehen von damals bis heute nur unwesentlich verändert hat. Eine solche Langlebigkeit einer Artgruppe setzt eine hohe Widerstandskraft gegen äußere Umwelteinflüsse voraus. In der Tat ist der frostunempfindliche Baum nicht nur resistent gegen heutige Umweltverschmutzungen, sondern auch stets frei von Baumschädlingen jedwelcher Art. Es soll ein Ginkgo sogar den Atombombenangriff auf Hiroshima überlebt haben [ siehe Lit. S02, S. 57 ]. Verwunderlich ist es daher nicht, dass sich bestimmte Kulturformen des Ginkgos immer mehr auch als Straßenbäume durchsetzen.


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